Die Fahrt fand nach 1983 und 1995 bereits zum dritten Mal statt. Fahrtenleiter Fritz Baier hatte die Vorbereitungen, wie bei den früheren AH-Fahrten, sicher im Griff. Übernachtung erfolgte, wie auf den früheren Fahrten im Hotel le Fer à Cheval (Hufeisen) in Gray. Drei Ruderkameraden übernachteten auf dem Campingplatz Gray im mitgeführten Wohnwagen.
Die Erlaubnis zum Befahren der Saône (Autorisation de Circuler) hatte Fritz be-reits im April erhalten. Unter zahlreichen Vorschriften ist die einschneidendste Regelung das Verbot die Tunnel (St. Albin und Savoyeux) zu befahren. Die Gebühr für die Benutzung der Binnenschifffahrtswege für mit Muskelkraft be-triebene Boote beträgt 31 Euro pro Boot und Jahr.
Teilnehmer:
Fritz Baier,
Uli Beh,
Hans-Jürgen Eberhardt,
Albrecht Füssenhäuser,
Heinz Kleemann,
Wolfgang Mayer,
Rolf Paul,
Peter Rotter,
Fritz Schiller,
Günter Schroth,
Hans-Reinhart Strehler,
Manfred Strutz,
Ralf Stybalkowski
Die Saône bildet mit der Rhône den für alle französischen Wasserstraßen (mit Ausnahme der Kanäle du Midi) gemeinsamen Verbindungsweg zum Mittelmeer. Sie entspringt in den Vogesen und mündet bei Lyon in die Rhône. Das erste Teilstück von Corre bis Port sur Saône gilt als besonders malerisch. Auch die weitere Strecke bis Auxonne ist dank dünner Besiedelung der Landschaft, einer gemächlich fließenden Sahne und geringem Bootsverkehr über weite Strecken eine Oase der Ruhe. Auf unserer Fahrt waren außer 2 Pfennigen (Schleppkähne) nur Sport- und Freizeitboote unterwegs, wobei letztere zumeist von einem Stuttgarter Fahrtveranstalter gechartert waren.
1. Tag, Donnerstag 9.5.
Die Anfahrt erfolgt über Karlsruhe, Neuenburg, Mulhouse, Belfort, Lure,
Luxeuilles-Bains, St. Loup nach Corre. Einen kulturellen Abstecher gönnen
wir uns in Ronchamp, die Besichtigung der Chapelle de Notre-Dame du Haut, erbaut
von Architekt Le Corbusier, fertiggestellt im Jahr 1955. Eine faszinierende
Architektur für eine Kirche. In Corre riggern wir die Boote auf und essen
unser Mitgebrachtes in der schon recht warmen Sonne. Wir setzen am südlichen
En-de des Canal de L´Est ein.
Ruderstrecke: Corre - Fouchecourt; Km 407 - 380, 4 Schleusen.
Die sich lösenden Anspannungen der Anfahrt und das reichliche Mittagessen zwingen im Laufe des Nachmittags 2 Ruderkameraden zu einem kurzen Ausflug an Land. Ende der Tagesetappe ist ein kleiner Sportboothafen, in dem wir die Boote ablegen. Dann geht es nach Gray ins Le Fer à Cheval, Zimmer beziehen, landfein machen und zum gemeinsamen Abendessen ins Hotel Bellevue. Den Abschluss bildet das lustige Spiel Aufteilen der Sammelrechnung.
2. Tag, Freitag 10.5.
Ruderstrecke: Fouchecourt - Rupt sur Saône; Km 380 - 342, 4 Schleusen
gefahren, 1 Schleuse umgangen.
Die Begeisterung für einen neuen Rudertag eilt auf der Anfahrt von Gray
den Straßenkenntnissen Voraus und so machen wir eine kleine Rundfahrt.
Mittag-essen mit Pastete, Rouge und Rosé in Port sur Saône. Beeindruckend
ist hier schon beim Einfahren in den Ort eine Fotoausstellung unter freiem Himmel.
Personen und Familien aus aller Welt in hunderten von Bildern im Großformat
entlang des Flusses und in den Straßen des Stadt vermitteln Individualität
und Weltoffenheit.
Nach der 4. Schleuse (Ecluse de Scey) nähern wir uns zügig der Stelle, an der sich Fluss und Schifffahrtskanal - mit Tunnel St. Albin - trennen. Der Weiter-fahrt auf dem Fluss steht das Wehr entgegen, der Fahrt durch den Schifffahrts-kanal das Verbot, Tunnel zu durchfahren. Friedrich untersucht Wehr und Um-gebung am linken Flussufer nach einer Möglichkeit zum Umtragen. Die Gruppe "Vorwärts" plädiert für rasche Durchfahrt des Schifffahrtskanals. Uli erkennt un-ter einem mannshohen rot-weiß-roten Durchfahr-Verboten-Schild eine Anle-gemöglichkeit und erkundet auf einem kurzen Landgang den für Ruderer und Paddler vorgesehenen Weg: 200 Meter über Land, Boote über einen Weide-zaun, Ruderer durch einen schmalen Durchschlupf, einen Hang hinab, und die Weiterfahrt ist gesichert. Was folgt ist einer der schönsten Abschnitte der ge-samten Fahrt, eine gemächlich fließende, zum Befahren einladende Saône, Wälder, Wiesen, Stille und nur das Geräusch der Ruder. Angelegt wird abends unterhalb der Brücke Rupt - Chantes auf dem rechten Flussufer an einem Be-tonsteg. Abendessen im Restaurant am Campingplatz.
3. Tag, Samstag 11.5.
Ruderstrecke: Rupt sur Saône - Pont de Pratign; Km 342 - 294, 5 Schleusen.
Für den Nachmittag ist die Durchfahrt bzw. Umgehung des 2. Tunnels - Souter-rain
de Savoyeux - geplant. Nach den Erfahrungen des Vortages erhält dieses
mal der Landdienst den Auftrag, Tunneldurchfahrt oder Umsetzen der Boote zu
klären. Nach der allmorgendlichen Ergänzung des Vespervorrats werden
vom Landdienst zunächst der Schifffahrtskanal und die nördliche Tunneleinfahrt
in-spiziert. Ergebnis: eine Umgehung des Tunnels über Land scheidet aus.
Der nächste Versuch erfolgt am Beginn des Schifffahrtskanals, an der Abzweigung
vom Fluss. Auf der Karte ist an dieser Stelle eine Barrage (Wehr) eingetragen.
Das erwartete Wehr ist nicht da, aber mit Hilfe zweier Fischer wird geklärt,
dass es sich ca. 1 km unterhalb beim Ort Seveux befindet. Es ist schwer zugänglich
und es wird schnell klar - unüberwindbar. Also bleiben nur noch zwei Möglich-keiten,
durchrudern oder durchschleppen lassen. In dem oberhalb des Tunnels, Flussaufwärts
gelegenen Port de Savoyeux erfahren wir noch den Preis für das Durchschleppen,
37 Euro. Am späten Nachmittag nimmt Fritz diese Möglichkeit dann für
20 Euro wahr.
Als der Landdienst am vereinbarten Ort des Mittagessens - Schleuse Ray - ein-trifft, sind die Boote noch 300 Meter entfernt, da galt "allez tout de suite" und er hat es geschafft. Nach dem Mittagessen gibt Günter ein Trompetensolo, wobei er sich aus Sorge vor den heranströmenden Zuhörern in den Bus zurückzieht. Nachmittags erfolgt dann das Durchschleppen durch den Tunnel von Savoy-eux, 2 Ruderboote in Kiellinie hinter einem mächtigen Motorboot. Bequem ist es, den Vorschriften ist auch genüge getan, aber es wirkt ein bisschen wie Schiffbrüchige. Abends gehen wir unterhalb der Pont de Pratigny an der rech-ten Flussseite an Land. Die Idee unseres FL Fritz noch bis Gray weiter zu ru-dern, war vorher schon nach Protesten verworfen worden. Abendessen im Grill-restaurant des Sohnes unseres Hoteliers.
4. Tag, Sonntag 12.5.
Ruderstrecke: Pont de Pratigny - Mantoche - Heuilley; Km 294 - 276 - 257, 3
Schleusen.
Der Tag beginnt mit Regen, der den ganzen Tag andauert. Der Landdienst hat ein
kleines italienisches Restaurant in Mantoche zum Mittagessen ausgesucht und
wir legen die Boote an dem ziemlich bekannten Anlegeplatz heraus. Nach dem Mittagessen
wird die Schwaben abgeriggert und es verabschieden sich zur Heimfahrt Peter,
Hans-Jürgen, Albrecht, Rolf, Hans-Reinhardt und Ralf. Die übrigen
Ruderkameraden fahren bis Heuilley und legen das Boot an der Brücke über
den Schleusenkanal an Land. Das Abendessen in einem kleinen italieni-schen Restaurant
in Gray wird sehr gelobt.
5. Tag, Montag 13. 5.
Ruderstrecke: Heuilley - Auxonne, Zone de Sport; Km 257 - 234, 2 Schleusen.
Die Regenwolken des Vortags sind verschwunden und es ist schönstes Ru-derwetter.
Mittags beginnt die lange Heimfahrt, wobei Uli den allseits gepfleg-ten "heißen
Reifen" fährt. Nur in diesem Fall muss der überhitzte von einem
freundlichen Tankwart durch einen frischen und kühleren ersetzt werden.
Um 21 Uhr sind alle wieder wohlbehalten im Ruderverein.
Bemerkenswertes - Besinnliches
Schon in Corre, beim ersten Einsteigen, geht ein Rollsitz zu Bruch, was dank
Friedrichs gut sortiertem Ersatzteillager ohne Folgen bleibt.
Am ersten Morgen im Hotel zeigt uns der Wirt freudig das Gästebuch mit
den Teilnehmern der Fahrt von 1983. Fünf der Kameraden von damals sind
bereits verstorben.
Landkarten, insbesondere genaue mit großem Maßstab, sind schwierig
zu be-schaffen und nicht an jeder Tankstelle erhältlich.
In einer Diskussion beim Essen werden die Aktivitäten des DRV/ Wanderru-dern
bezüglich des Befahrens der Tunnel als nicht befriedigend oder nicht ge-nügend
bekannt eingeschätzt.
Albrecht Füssenhäuser