Die Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften in Peking
ist für die Esslinger Ruderin Sandra Luptowitsch der bisherige Höhepunkt
Esslingen - Einen Blick in ihr Mädchenzimmer verweigert Sandra Luptowitsch
mit den Worten: Es ist noch nicht aufgeräumt. Die Athletin vom Ruderverein
Esslingen ist gerade erst von den Junioren-Weltmeisterschaften aus Peking
zurückgekehrt. Hätte sie nicht ihren Deutschland-Trainingsanzug an, fiele
es schwer, sie als Spitzensportlerin zu identifizieren. Denn über Erfolge
spricht die Esslingerin in aller Bescheidenheit.
Von Timo Gans
Vier mal deutsche, acht mal baden-württembergische Meisterin und insgesamt acht Medaillen bei bundesweiten Wettkämpfen. Sandra Luptowitsch hat in ihrer jungen Karriere bereits viel erreicht. Doch von Hochmut keine Spur. Ihre Bescheidenheit ist wohl ihr größtes Manko, sagt Mutter Cornelia. Offenbar glaubt sie, dass die Tochter gelegentlich ihre schüchterne Art ablegen sollte.Die Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften in Peking sieht die 18-jährige Sandra als ihren größten Erfolg. Auf ein vierwöchiges Trainingslager in Berlin folgte der zweiwöchige China-Aufenthalt. Das war ein sehr schönes Erlebnis, sagt die angehende Abiturientin, alles war gut vorbereitet und gut organisiert. Der deutsche Ruder-Vierer holte den Titel. Allerdings ohne Sandra Luptowitsch. Die Esslingerin war im deutschen Team nur die Ersatzfrau. Die Hauptsache ist der mannschaftliche Erfolg, sagt die Ruderin, die sich als Teamplayer zeigt, ich bin froh, überhaupt dabei gewesen zu sein. Für die 18-Jährige war es wichtig, sich mit den Mannschaftsmitgliedern gut verstanden zu haben - einen Zickenkrieg habe es nicht gegeben. Allein in den Worten ihrer Mutter schwingt etwas Enttäuschung mit: Ein Platz im Vierer wäre für Sandra das I-Tüpfelchen gewesen. Ein Trostpflaster gab es dennoch: Den Einzelwettbewerb der Ersatzleute gewann Sandra Luptowitsch mit deutlichem Abstand und demonstrierte damit ihre Qualitäten.Es sei deutlich zu spüren gewesen, dass die Olympischen Spiele 2008 in Peking vor der Türe stehen. Die Tribünen waren voll, sagt die Schülerin, es gab sogar eine Eröffnungsfeier. Es blieb jedoch nicht viel Zeit, um die chinesische Metropole zu erkunden. Morgens mussten die Athletinnen bereits um sechs Uhr aufstehen - jeden Tag stand entweder Training oder Wettkampf auf dem Programm. Abends bin ich vor Müdigkeit früh eingeschlafen, sagt Sandra Luptowitsch, da blieb auch keine Zeit für Heimweh.
Lehrer haben Verständnis
Dass die Esslingerin Rudern nicht zum Beruf machen wird, steht für sie fest. Davon kann man nicht leben, sagt die angehende Abiturientin, die nur mit den Achseln zuckt, wenn man sie nach konkreten beruflichen Plänen fragt. Im kommenden Jahr soll der Schule erst einmal mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Auch wenn die meisten Lehrer des Schelztor-Gymnasiums Verständnis fürs Rudern aufbringen, hat sie nach der versäumten Schulzeit einiges aufzuholen, sagt Mutter Cornelia, die selbst Trainerin ist. Auch wenn das Talent täglich drei Stunden trainiert, legt sie Wert darauf, dass ihre Freunde nicht zu kurz kommen. Zu ihren weiteren Hobbys zählt sie: Partys, Weggehen, das Allgemeine halt. Dabei kann sie auf ihr persönliches Umfeld bauen: Meine Familie unterstützt mich. Und meine Freunde haben extra wegen mir ihren Urlaub verlegt. Auch wenn Sandra Luptowitsch wegen des Sports auf andere Dinge verzichten muss, will sie weitermachen, so lange es geht. Ab sofort ist ihre Juniorinnen-Zeit altersbedingt vorbei. Doch vielleicht reicht es in einigen Jahren einmal zu den Olympischen Spielen. Bis dahin ist dann wahrscheinlich auch das Zimmer aufgeräumt . . .