Bad Cannstatt - Auch bei der 24. Auflage des
Stuttgarter Stadtachters ist alles beim Alten geblieben: Der Siegerpokal,
die „Cannstatter Kanne“, steht für ein weiteres Jahr im Vereinsheim der
Stuttgarter Rudergesellschaft in Untertürkheim. Damit haben die „Blauen“
das Dutzend voll gemacht und feierten zudem den siebten Sieg in Serie. Überraschend
auf dem zweiten Platz landete der Achter des RV Esslingen. Das Boot des Veranstalters,
des Stuttgart Cannstatter-Ruderclubs, wurde nur vierter.
In diesem Jahr sollte alles anders werden. Immerhin feiert der Stuttgart-Cannstatter Ruderclub sein 100-jähriges Bestehen und außerdem wollte man den Lokalrivalen aus Untertürkheim endlich mal wieder in die Schranken weisen. Denn zuletzt stand die Kanne nach dem Sieg 2002 im Bootshaus an der Wagrainstraße. Dementsprechend wurden auch enorme Anstrengungen für den Sieg des Stadtachters unternommen, mit dem Training bereits „im Oktober begonnen“, sagte Cannstatts Vorstand Peter Wolfering. Zudem konnte gut und regelmäßig trainiert werden, „da 15 Ruderer zur Verfügung standen. Aus denen haben wir die besten Acht gefunden“, so Wolfering. So war der Vorstand auch recht optimistisch vor dem Start des 3200 Meter langen Rennens zwischen der Cannstatter Wilhelmsbrücke und dem Bootshaus. „Diesmal muss es klappen, das Team ist gut vorbereitet.“ Beim wohl hartnäckigsten Konkurrenten aus Untertürkheim trat indes Trainer Steffen Jakob auf die Euphoriebremse. „Die Cannstatter wollen‘s im Jubiläumsjahr wissen, haben hart und viel trainiert. Mein Team ist physisch sicherlich stärker, aber sitzt erstmals in dieser Besetzung zusammen im Boot. An der Harmonie und der Technik hapert es“, stapelte Jakob vor dem Rennen tief. Die anderen vier Teilnehmer hatte niemand auf der Rechnung, außer Andreas Linke, der den Rennverlauf kommentierte. „Der Mainzer-Ruderverein hat sechsmal die Woche trainiert, dann wollen sie auch gewinnen“, war sich Linke sicher. Mainz und der Regensburger Ruder-Klub starteten erstmals beim traditionellen Rennen in Cannstatt. Die beiden Klubs sagten unter anderem auch deshalb dankend zu, weil „wir ihr Boot zum großen Head of the River Rennen, das nächste Woche in London stattfindet, mitnehmen“, sagte Wolfering. Übrigens, das größte Achterrennen der Welt in London führt über 6800 Meter.
Vor dem Start zogen dunkle Wolken auf, Wolfering schaute häufig ängstlich nach oben. Doch abgesehen vom Wind, der von vorne kam und den Athleten auf der langen Zielgeraden mächtig Kraft abverlangte, waren „die Bedingungen optimal“. Alles andere als optimal verlief das Rennen für die Cannstatter. Nach 1000 Metern lag man noch zeitgleich mit den Mainzern auf Platz zwei. Doch je länger das Rennen ging, je größer wurde der Rückstand der Cannstatter. Im Ziel stand eine Zeit von 9.48,28 Minuten, was Platz vier bedeutete. Damit verpasste man auch die Qualifikation zum anschließenden 400-Meter-Sprintrennen um den „Heinz-Fritsch-Gedächtnispokal“ (nur die ersten Drei des Achterennens dürfen teilnehmen). Optimal verlief das Rennen aber wieder einmal für die Neun aus Untertürkheim - Valentin Schätzlein, Benjamin Bogenschütz (beide sind amtierende Deutsche Meister im Leichtgewichts-Doppelzweier), Lutz Weiler, Thorsten Schnabel, Tobias Reiner, Christian Löffler, Felix Roy, Gerhard Müller und Steuerfrau Sara Dühnen. Sie diktierten das Rennen vom Start weg und ließen sich im Ziel mit einer Zeit von 9.32, 82 Minuten und einem Vorsprung von fast 14 Sekunden feiern. „Es hat alles gepasst und auch technisch sind wir trotz der Wellen gut über die Strecke gekommen“, sagte ein zufriedener RG-Trainer Steffen Jakob nach dem Rennen.
Auf Platz drei fuhr Mainz (9.46,79) und überraschend auf dem zweiten
Platz überquerte das Boot aus Esslingen (9.46,37) die Ziellinie. Kurios
dabei. Sie hatten kein eigenes Boot dabei, liehen sich eines bei den Cannstattern
aus - vielleicht das bessere? In den Bootsklassen Masters (Ulmer Ruderclub
„Donau“), Frauen (Stuttgarter Rudergesellschaft) und Jugend (Stuttgarter Rudergesellschaft)
war jeweils nur ein Boot am Start.Und die Untertürkheimer hatten noch
nicht genug, wollten eine weitere Trophäe und zwar auf der Sprintstrecke
um den „Heinz-Fritsch-Gedächtnispokal“. Diesen Pokal und die Cannstatter
Kanne nahmen sie letztlich freudestrahlend aus den Händen von Sportbürgermeisterin
Susanne Eisenmann entgegen, die die Siegerehrung übernahm.Die Enttäuschung
über den vierten Platz seiner Mannschaft hielt sich bei Vorstand Peter
Wolfering indes in Grenzen. „Sportlich lief‘s zwar nicht gut, aber dafür
war die 24. Auflage eine der besten, was die Resonanz und das Ambiente angeht.“