Artikel in den "Stuttgarter Nachrichten vom 4.5.2000

RV Esslingen holt sich Strom über Solarkollektoren

Viele Vorteile, wenig Nachahmer auf der Sonnenseite des Sports

Esslingen (muz) - Die Ruderer des RV Esslingen stehen auf der Sonnenseite des Sports - sie haben seit 20 Jahren Sonnenkollektoren auf ihrem Vereinsheim.
Rückwärts sitzen sie in ihren eleganten, schmalen Booten. Die Skulls oder Riemen fest in der Hand, immer schön stromabwärts. Gegen den Strom ruderten die Mitglieder des Ruderverein Esslingen nur einmal! Aber das ist schon 20 Jahre her. Unter dem Motto," Auch den Ruderern scheint die Sonne" stiegen sie auf ihr Vereinsheim. Mit vereinten Kräften installierten sie auf elf Quadratmetern unter Anleitung eines Profis Sonnenkollektoren. Seit dieser Zeit erwärmen die Ruderer ihr Duschwasser über die Solaranlage. Aber wie kamen die Mitglieder des RVE dazu?
Denn erst 1992 auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro wurde in dem Schlußdokument die Agenda 21 und damit auch die Agenda 21 für Sportvereine formuliert. Das Ziel: Eine sozial gerechte, dauerhaft umweltverträgliche und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung. Die Ruderer des RVE waren ihrer Zeit weit voraus. Der damalige Hauswart hatte die Idee. Denn je mehr Sonne schien, desto mehr Ruderer tummelten sich auf dem Neckar. Meist am späten Nachmittag, so daß die Sonnenkollektoren den Tag über Zeit hatten, sich aufzuheizen. Dieter Maier, beruflich im Sanitärbereich tätig, handelte. Der Antrag für Fördergelder wurde gestellt und vom Württembergischen Landessportbund (WLSB) und der Landeskreditbank bewilligt. 25 000 DM wurden aus der Vereinskasse locker gemacht. Die Hälfte davon bekam der Club als Zuschuß zurück. "Diese Investition hat sich für unseren Verein gelohnt", sagt Vorstand für Finanzen Manfred Strutz. Nicht nur finanziell. Denn besonders die Ruderer, die ihren Sport fast ausschließlich im Freien betreiben, haben einen besonderen Bezug zur Natur. Im vergangenen Jahr setzten sie noch einen drauf: Sie erweiterten die bestehende Anlage um zehn Quadratmeter. Das warme Wasser steht nun nicht nur den Sportlern zur Verfügung, sondern auch dem Pächter der vereinseigenen Gaststätte.
Nachahmer aber gibt es bisher nur wenige. Der Tennisverein Esslingen und der TSV Ötlingen zogen laut WLSB, der jetzt mit einer erweiterten Solar-Offensive (Stromerzeugung) auf Dächern von Sportstätten startet, nach. Wenigstens drei Vereine die auf der Sonnenseite stehen.