Deutschland-Achter versöhnt zum Ende der WM


02.09.2007

München (dpa) - Der Deutschland-Achter hat bei der Heim-WM in München für einen versöhnlichen Abschluss gesorgt. Mit einem zweiten Rang im Finale am Sonntag blieb das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) im Soll. Der Titelverteidiger um Schlagmann Bernd Heidicker (Wanne-Eickel) kam hinter Topfavorit Kanada ins Ziel, verwies aber die Team aus Großbritannien auf Rang drei. Es war die insgesamt fünfte Medaille für den DRV. Zweier ohne Steuerfrau und Frauen-Doppelvierer hatten zuvor Silber, der leichte Frauen- Doppelzweier mit Berit Carow (Hamburg) und Marie-Louise Dräger (Rostock) hatten bei der Ruder-WM in München erst für die zweite deutsche Medaille in den 14 olympischen Klassen gesorgt. Das Duo gewann im Leichtgewichts-Doppelzweier gemeinsam mit den zeitgleichen Katrin Olsen/Juliane Rasmussen (Dänemark) Bronze. Gold ging an Amber Halliday/Marguerite Houston aus Australien, Silber holten Sanna Sten/Minna Nieminen aus Finnland.

Schiffbruch bei Heim-WM: Hacker schiebt Frust

01.09.2007

Marcel Hacker scheiterte am Samstag auf seiner Hausstrecke, aus der erhofften Medaille wurde es nichts. Der 1,96 m große Modellathlet hatte in seinem „Gartenteich“ so fest mit einer Medaille gerechnet, insgeheim sogar von Gold geträumt. Am Ende war er nach einem Albtraum im Einer im Eimer: Nur Platz fünf mit einem riesigen Rückstand von 7,29 Sekunden auf Weltmeister Mahe Drysdale (Neuseeland).

„Das war ein Scheiß-Rennen und ein Scheiß-Tag“, sagte Hacker, der nur 50 m von der Strecke der Ruder-WM in München entfernt lebt. „Den Heimvorteil konnte ich nicht nutzen“, stellte der Weltmeister von 2002 resigniert fest, bevor er am Samstagabend bei einem Essen mit Trainer Andreas Maul und ein paar Freunden Trost suchte. Der 30-Jährige war dem Druck anscheinend nicht gewachsen. Mehr als 10.000 Fans an der Strecke in Oberschleißheim, darunter zahlreiche Verwandte und Freunde des gebürtigen Magdeburgers, feuerten Hacker schon vor dem Start lautstark an. Doch nach der Hälfte des Rennens war bei einem Rückstand von 4, 53 Sekunden auf den bärenstarken Titelverteidiger Drysdale, hinter dem er im vergangenen Jahr in Eton noch Silber (Rückstand: 9/100 Sekunden) geholt hatte, schon alles gelaufen.

„Wenn ich Gold gewonnen hätte, wäre ich der Held gewesen. Jetzt bin ich für einige der Buhmann, aber damit kann ich leben“, meinte Hacker scheinbar gelassen, bevor er auf der Pressekonferenz nach dem Rennen für kurze Zeit die Beherrschung verlor: „Jedesmal wird auf mir rumgehackt. Das nervt.“ Da waren auch die 25 aufmunternden SMS, die er im Anschluss an das verkorkste Rennen von Freunden erhalten hatte, nur ein schwacher Trost.

Der silberne Samstag: Zweimal Zweiter wurden die Frauen vom Dortmunder Stützpunkt am ersten Finaltag bei der WM in München. Der Zweier mit Nicole Zimmermann und Elke Hipler hat’s vorgemacht, der Vierer mit Schlagfrau Silke Günther zog 75 Minuten später nach.

  

.„Das hätte ich niemals erwartet. Wir wussten, dass wir um unser Leben rudern müssen, um eine Medaille zu gewinnen. Wir sind volles Risiko gegangen. Dass wir jetzt Silber haben, ist der Hammer“, sagte Elke Hipler in einer ersten Stellungsnahme wenige Minuten nach dem Zieleinlauf hinter Weißrussland, aber vor Rumänien, Australien, Neuseeland und China. „In dem Moment, als wir an den Australierinnen vorbei gezogen sind, war mir bewusst, dass wir eine Medaille haben. Dann hieß es nur noch: Alles geben, Augen zu und durch“, meinte Nicole Zimmermann.

29.08.2007
München (dpa) - Der Deutsche Ruderverband (DRV) geht mit passabler Zwischenbilanz, aber ohne echten Goldgaranten in die entscheidende WM-Phase. Nach Ende fast aller Vor- und Hoffnungsläufe sind noch 12 von 14 DRV-Booten aus den olympischen Klassen im WM-Rennen.

Bei widrigen Bedingungen mit starkem Regen und böigem Wind hielten sich auch der Frauen-Achter und der leichte Männer-Doppelzweier schadlos. «Damit liegen wir mit den Top-Rudernationen auf einem Level», sagte DRV-Sportdirektor Michael Müller.

Dennoch gab es aus DRV-Sicht nicht nur Grund zur Freude. Einen Tag nach dem vorzeitigen WM-Aus von Susanne Schmidt (Berlin) im Einer verpasste auch der leichte Vierer ohne Steuermann die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele. Beide Boote müssen in der kontinentalen Olympia-Qualifikation Mitte Juni 2008 in Luzern versuchen, sich eines der wenigen verbliebenen Tickets für Peking zu sichern. «Das Aus des leichten Vierers war der bisher einzige Wermutstropfen und ein für uns unerwarteter Verlust», gestand Müller.

Mehr Grund zur Freude hatte der Sportdirektor beim Auftritt des Frauen-Achters. Anders als im Vorlauf bestimmte die Crew um Schlagfrau Elke Hipler (Hannover) während des gesamten Rennverlaufs das Geschehen. Sie kam mit eine Luftkastenlänge vor Kanada und dem Olympia-Dritten aus den Niederlanden ins Ziel und steht nach diesem Sieg als bisher einziges DRV-Team bereits im Finale. Die Erleichterung stand Trainer Ralf Holtmeyer ins Gesicht geschrieben: «Das war ein gutes, knappes Rennen. Wir mussten die Enttäuschung aus dem Vorlauf erst einmal verarbeiten und haben gut gekontert.»

Mit Beginn der heißen WM-Phase wird die Luft für alle DRV-Boote jedoch merklich dünner. Vor allem Marcel Hacker muss im Duell mit Weltmeister Mahe Drysdale (Neuseeland) und Weltcup-Gesamtsieger Ondrej Synek (Tschechien) am Donnerstag erstmals Farbe bekennen. «Da muss man sehen, dass man den Arsch hoch kriegt. Ich bin guter Dinge für das Halbfinale», sagte die deutsche Einer-Hoffnung in seiner bekannt direkten Art. Das zweite Paradeboot des Verbandes, der Deutschland-Achter, greift erst am Freitag wieder ins Geschehen ein.

Überschattet wurde der vierte Wettkampftag auf der olympischen Regattastrecke von 1972 von drei Dopingvergehen. Wie der Weltverband (FISA) mitteilte, haben die Russen Denis Moisejew und Wladimir Warfolomejew aus dem leichten Doppelzweier sowie Swetlana Fedorowa aus dem Achter gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen. «Es geht nicht um eine medizinische Substanz, sondern um eine unerlaubte Methode», klärte FISA-Generaldirektor Matt Smith auf, will aber erst am Donnerstag detailliert Auskunft geben.

Demnach soll es vor der WM außerhalb von Deutschland Infusionen ohne eine nötige medizinische Indikation gegeben haben. Die FISA sei entsprechenden Hinweisen nachgegangen. Nach einer Anhörung der drei Sportler am Dienstagabend wurden die beiden Boote aus dem WM-Rennen genommen und die Athleten für zwei Jahre gesperrt. Sie können binnen 30 Tagen gegen diese Entscheidung Protest einlegen.

Schon im Vorjahr hatten russische Ruderer für negative Schlagzeilen gesorgt: So war dem Frauen-Doppelvierer nach einer positiven Dopingprobe die bei der WM in Eton (Großbritannien) gewonnene Goldmedaille aberkannt worden. Nutznießer war das deutsche Team, das im Nachhinein Bronze erhielt. «Es ist für uns ein Riesenschock, dass eine Nation, die erst im vorigen Jahr einen Fall hatte, erneut auffällig wird. Da ist konsequentes Vorgehen der FISA nötig», kommentierte Müller.

Hacker sehr souverän


28.08.2007
MÜNCHEN (dpa) Marcel Hacker spielte erneut mit der Konkurrenz und fand noch auf der Strecke Zeit für kleine Späßchen. Winkend und lächelnd passierte der Ruder-Herkules beim souveränen Start-Ziel-Sieg im WM-Viertelfinale vor den Toren Münchens das Ziel. Noch während sich seine gut drei Bootslängen entfernten Konkurrenten Sjoerd Hamburger (Niederlande) und Santiago Fernandez (Argentinien) abmühten, stellte der Vorjahreszweite die Arbeit ein und ließ sich auf den letzten Metern treiben. "Das war noch besser als im Vorlauf", befand Hacker, "ich habe einfach allen gezeigt, was ich kann."
Im Halbfinale rudert Marcel Hacker am Donnerstag, den 30. August um 11:00 Uhr gegen Weltmeister Drysdale, den Weltcup-Sieger Synek und gegen den Viert- und Fünftplazierten der Olympischen Spiele von Athen 2004. Hier muss er mindestens einen dritten Platz belegen, um sich für das Finale am Samstag zu qualifizieren.

Das vorrangige Ziel des Deutschen Ruderverbandes (DRV), sich in allen 14 olympischen Wettkampfklassen für Peking zu qualifizieren, geriet außer Reichweite. Denn das Experiment, Susanne Schmidt in den Einer zu beordern, schlug fehl. Im stärksten Frauen-Viertelfinale des Tages mit Top-Favoritin Karsten-Chodotowitsch (Weißrussland) kam die Berlinerin nicht über den fünften Rang hinaus.

Weitere Flops blieben dem DRV jedoch erspart. Sowohl der Zweier als auch der Vierer ohne Steuermann nutzten die zweite Chance, sich für das Halbfinale zu qualifizieren. Das Duo Penkner/Urban (Radolfzell/Krefeld) kam im Hoffnungslauf gut über eine Sekunde hinter Kroatien ins Ziel. Erfreulich schlug sich der Männer-Doppelzweier: Schreiber (Halle/Saale) und Burmeister (Rostock) mussten sich im Viertelfinale nur den Franzosen geschlagen geben.