29. Trimmfahrt 2004
auf dem Po in Oberitalien

Damals vor 15 Jahren  zog es bereits Esslinger Ruderer nach Oberitalien, um von Chivasso bis Ferrera die 420 km den Po hinab zu rudern. Auf den Spuren dieser Ruderpioniere wollten wir diese Fahrt wiederholen.

Der Po entspringt am Monte Viso in den Cottischen Alpen und fließt dann über rund 652 Kilometer nach Osten an den Städten Turin, Chivasso, Trino, Piacenza, Cremona, Casalmaggiore, Viadana, Ferrara und Porto Tolle vorbei, bis er in das Adriatische Meer mündet.

 Die Po-Ebene ist die landwirtschaftlich wichtigste Region in Italien. Zuflüsse des Po sind Tanaro, Dora Baltea, Dora Riparia, Ticino, Adda, Oglio, Mincio, Trebbia, Taro, Panaro sowie Secchia.

 Im Unterlauf ist der Po ein Dammfluss, d. h., das Flussbett liegt über der Ebene. Kanäle, Dämme und Deiche sollen das Land vor verheerenden Überschwemmungen schützen. Der Po ist vom Adriatischen Meer bis nach Casale Monferrato, einer Stadt im Piemont, über rund 480 Kilometer schiffbar. Durch die starke Schlammführung wächst das Delta jährlich etwa 60 Meter in das Adriatische Meer hinein.

Von den Fahrtenleitern Ralf Stybalkowski  und Heinz Kleemann wurde wie vor

15 Jahren der Ort Chivasso als Einsatzpunkt festgelegt.

Nachdem am Freitag, dem 10.9.04 um 20 Uhr die Boote verladen und der Küchen-  Anhänger gepackt war ging es um 21 Uhr auf die etwa 650 km lange Reise nach Italien.

Übernächtig trafen wir gegen 6 Uhr in Chivasso ein. Bei der Ausfahrt aus der Autobahn wurde eine Kurve mit dem Hänger so eng genommen, dass der Kotflügel gegen den Reifen gedrückt wurde. Im Folgefahrzeug wurde der Gummigestank richtig interpretiert und der Schaden kurzfristig behoben.

     

Da noch kein Fluss zu sehen war zogen wir es vor, auf dem Parkplatz vor dem Friedhof erst mal eine Mütze Schlaf nachzuholen. Die Liegen werden aufgebaut und  schnell versanken die meisten in Schlaf.

Ein Erkundungstrupp bestehend aus Fritz B., Manfred S., Peter R. und Johannes T.   machte sich nach 2 Stunden Schlaf auf den Weg eine geeignete Einsatzstelle am PO zu suchen. Stundelang fuhren sie Po auf und ab um endlich bei km 135 an der Brücke bei Crescentino einen geeigneten Platz zu finden.

Derweil hatten wir zurückgelassenen den Friedhof erkundet dort auch Toiletten und Waschgelegenheiten  gefunden und das Frühstück auf dem Parkplatz gerichtet.

Ca. 25 km unterhalb des geplanten Starts wurden die Boote aufgeriggert und bei herrlichem Sonnenschein  zu Wasser gelassen.

Bereits hier zeigte sich die starke Strömung und die Schikanen des am Oberlauf noch nicht für Großschiffe befahrbaren Flusses. Nur der äußerst linke Torbogen der langen Brücke konnte einigermaßen gefahrlos durchfahren werden.

Die Steuerleute hatten allerhand zu tun, dass die 2 Vierer und ein Dreier die Fahrt durch Felsen oder Kiesbänke der ersten 20 km bis nach Trino (km 155) heil überstanden. Nicht immer klappte dies problemlos. Ab und zu mussten die Boote über die Flachstellen wieder angeschoben werden.

2 Stunden später beim Kraftwerk in Trino wurden die Boote erst mal wieder aus dem Wasser geholt, da wegen Felsen und Stromschnellen eine Weiterfahrt nicht möglich gewesen wäre.

     

Über hohe Sanddünen hinweg wurden die Boote zum bereitstehenden Hänger transportiert und erneut abgeriggert und verladen.

Gerudert wurde an diesem Tag nicht mehr, da sich die Suche nach einem Campingplatz in Flussnähe bzw. ein geeigneter Platz für die Weiterfahrt als außerordentlich schwierig erwies.

Man einigte sich darauf am nächsten Tag in Casale Monferrato die Boote wieder zu Wasser zu lassen. Dann machten wir uns auf den Weg zum etwa 50km entfernten Campingplatz nach Alessandria,  den wir spätabends dann endlich fanden.

Die 2 einfachen rustikale Duschen waren stark frequentiert und auch die Stechmücken wollten uns nicht verschonen.

Moskitonetze und Mückenspray waren stark gefragt.

An einem benachbarten Wohnwagen konnte man an einer Mückenfalle beobachten wie sich Tausende dieser Blutsauger in den Tod stürzten.

Nach dem Nachtessen (Spagetti Bolognese) endete der erste Tag der Wanderfahrt.  

Der 2.Tag begann mit Regen. Unbeirrt davon sahen wir zu unserem Erstaunen, wie sich rund um den Campingplatz mehrere Sportler versammelten. Die Zufahrtstraße wurde gesperrt und um ca. 10 Uhr begann der Halbmarathon. Als die Läufer den Startplatz verlassen hatten wollten auch wir wieder starten. Nichts war. Der Bootshängerbus streikte. Die Batterie war leer. Auch anschieben nutzte nichts. Es musste ein Starterkabel her. Endlich wurde ein hilfsbereiter Italiener mit Starterkabel gefunden. Aber inzwischen kamen die ersten Läufer wieder zurück und so mussten wir warten, bis auch der letzte sich ins Ziel geschleppt hatte.

Der Regen hatte inzwischen aufgehört und wir konnten endlich zu unserer 2.Etappe von Casale M. (km 170) bis Valenza (km 229 ) losfahren.

Im Regen wurden die Boote abgeladen und aufgeriggert. Dann nach einem kurzen Vesper ging es um 12.30 Uhr aufs Wasser und selbst der Regen hörte wieder auf und es war ideales Ruderwetter.

     

An der Straßenbrücke nach Valenza musste eine Durchfahrt gefunden werden. Nach langen Diskussionen und vor Ort Besichtigungen entschied man sich über einige Stromschnellen bei der Brückendurchfahrt an Land zu rudern, um zu Vespern und den Landdienst auszutauschen.

Nur einem Boot gelang es ohne Kiesbankberührung und Boot anschieben das Ufer zu erreichen.

Der zweite Abschnitt der Ruderetappe erwies sich als äußerst tückisch. Nachdem der Landdienst einen Anlegeplatz gefunden hatte, wurde umgehend Werner H. im Boot auf seinem Handy instruiert. In dieser Phase verengte sich der Fluss und unser Steuermann Hans-Jürgen wurde plötzlich nervös und laut. Doch alle Versuche das Boot in Griff zu bekommen scheiterten. Ein Schlag und ein Stück Baum hatte sich in den Rumpf gebohrt. Das Wasser sprudelte. Doch es gab keine Zeit nach dem Schaden zu schauen, da bereits das nächste Hindernis in Form von einem Berg aus Baumstämmen auf uns zuschoss. Mit vereinten Kräften (Backbord stärker, stärker, Stäääärrker!!!!!) konnten wir endlich das rettende Ufer erreichen. Unser Boot hatte sich bereits zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Glücklicherweise hatte Peter am Morgen ein kräftiges Klebeband mitgenommen, so dass Bootswart Fritz S. den Schaden fachgerecht reparieren konnte. So kamen wir dann nach Sonnenuntergang nach 59 Ruderkilometer am Ziel an.

Nach langer Rückfahrt zu unserem Campingplatz in Allesandria,  gab es abends noch ein Gulaschsüppchen mit Brot. Spät in der Nacht krochen wir dann in unsere Schlafsäcke. 

Am Montag dem 3. Tag unserer Fahrt wurden die Zelte abgebaut, da wir den nächsten Campingplatz ansteuern. Nach langer Anfahrt  bringen wir unsere Boote wieder zu Wasser. Ungeschickterweise hatten wir unsere Boote unter einem Baum mit roten Beeren gelagert, so dass rotes Dreckwasser den Innenraum versaute. Unsere Strecke ging an diesem Tag von km 229 über Pavia (Mittagsrast)  bis nach Pieve  (km 287). Die Sonne schien den ganzen Tag und es war angenehm warm.

„Ab Pavia ist der Po ganzjährig befahrbar“ stand im Ruderbuch und so konnten wir eine von Wasser ruhige aber strömungsmäßig  flotte Strecke rudern. Die Suche nach einem neuen Campingplatz erwies sich wie die Tage zuvor als äußerst schwierig, da die Plätze, die in der Karte eingezeichnet waren, bereits aufgegeben worden waren. In Cremona wurden wir schließlich fündig. So kochten wir spätabends so gegen 21.30 Uhr noch Putengeschnetzeltes mit Reis. Da es an diesem Abend noch schön warm war feierten wir um Mitternacht den 70. Geburtstag von Fritz S.

     

Über die Autobahn fuhren wir am 4. Tag zum Startpunkt nach Pieve. Kurz nachdem  wir in die Boote gestiegen sind fängt es wieder an zu regnen und der Regen wird immer stärker, so dass wir uns am Mittag über eine feste Unterkunft freuten.

Es erwies sich als die Kneipe in Somaglia, die bereits vor 15 Jahren als Endziel einer langen Odyssee ohne Landdienst letzte Zuflucht bot. Doch im Gegensatz zu damals gab es dieses Mal nicht nur Kekse sondern ein reichhaltiges Menu mit Spagetti und Lasagne. Dazu gab es reichlich Wein. Der Regen hörte nicht auf, so wurden die Ruderboote fachmännisch am Steg der Marine befestigt und wir fuhren den langen Weg zurück zu unseren Zelten. Auch hier hatte sich das Wasser bereits seinen Weg gesucht und man konnte Papierschiffe unter den Liegen hindurch schwimmen lassen.

Auf dem Campingplatz gab es einen festen Raum neben der Gaststätte, in dem wir den 70er von Fritz intensiv im Trockenen feucht fröhlich feiern konnten.  An diesem Abend wurden sämtliche Weinvorräte (ca.  20l) vernichtet.

Am 5.Tag gab es wieder Startprobleme mit dem Bus. Zuerst wurde an einer Tankstelle ein Startkabel ausgeliehen, man entschied sich dann aber doch ein solches für weitere Schwierigkeiten zu kaufen. Dies erwies sich als richtig, da ab diesem Tag der Bus nur noch mit Starterkabel, das wir im Supermarkt gekauft hatten gestartet wurde. So fuhren wir dann wieder nach Somaglia (km 316). Bis zum Mittag ging es in flotter Fahrt den Po hinab bis nach S.Nazaro (km 342). Derweil hatte der Landdienst in Person von Werner und Hanse bereits das nötigste in einem Großmarkt eingekauft. Üblicherweise konnte man dort aber nur mit Kundenkarte einkaufen. Da unser Einkaufswagen aber reichlich voll war, entschied sich der Filialleiter eine Ausnahme zu machen und nahm unser Geld über eine fiktive Kundenrechnung an.  Beim Wenden des Busses neben einem Acker wurde ausgerechnet der Bus abgewürgt, der nur über Starterkabel zu starten war. Um nicht beide Busse in den Acker zu fahren, baute Werner kurzerhand die funktionierende Batterie aus und so konnten wir den 2.Bus wieder starten.

     

Inzwischen war der Po seit Piacenza (km 327) für die Schifffahrt frei und so ruderten wir nach dem Mittag  noch 12 km bis zur ersten Schleuse (km 356). Dort angekommen wusste Mathias endlich was im Internet bei den Pegelständen ein Wasserstand von minus1m bedeutet. Der Wasserstand unterhalb der Schleuse war einen Meter unterhalb des Wasserstands der Schleuse. Kurz gesagt Schleusen war nicht möglich und auch umtragen war wegen der hohen Spundwände nicht machbar.

Also hieß es wieder Boote raus und verladen. Die Boote wurden abgeriggert und bis zum nächsten Tag im Ruderverein in Cremona zwischengelagert. An diesem Abend verkochte Mathias 8 kg frischen Lachs zu Lachsrahmsoße mit Salzkartoffeln.

     

Der 6. Tag ein Donnerstag ging von Cremona (km 373) über di Stagno (km 407) bis nach Boretto (km 438). Die ganze Nacht hindurch hat es wieder geregnet, deshalb mussten wir die Zelte nass einpacken. Aber ab dem Zeitpunkt als die Boote im Wasser waren hörte der regen auf und wir hatten einen wunderbaren warmen Rudertag. Der Po wird hier immer breiter teilweise geschätzt zwischen 200 m und 300 m und es gibt sogar Kilometerangaben. Die Strömung bringt uns flott voran und so rudern wir an diesem Tag erstmals über 65 km. Am Anlegesteg in Boretto konnten wir einen Rennmotorbootfahrer beim Training beobachten. Mit bis zu 150 km/h flitzte er übers Wasser.

     

Da angeblich mit größeren Wellen zu rechnen war verkünstelte sich Fritz B. mit dem vertauen des Bootes.

Übernachten konnten wir im sauberen Ruderclub Societa Canottieri Eridanea Casalmaggiore. Dort herrscht bei unserer Ankunft reger Ruderbetrieb und wir erfuhren, dass der Verein Olympiasieger aus Seoul in seinen Reihen hat. Wir konnten unsere Zelte auf dem Vorplatz aufbauen und trocknen. Am Abend erlebten wir bei Linsen, Spätzle und Saitenwürste  unterm Pavillon noch einen schönen Sonnenuntergang.

Am letzten Rudertag ruderten wir bei herrlichem Sonnenschein von Boretto bis zum Endziel der Reise nach Benedetto (km 483). Leider konnten wir durch die Unterbrechungen und die schwierige Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten die Etappen wie vor 15 Jahren nicht wiederholen. Damals ging die Reise 81km weiter bis nach Ferrara.

Nachdem die Boote abgeriggert und verladen waren fuhren wir zurück zum Ruderverein Casalmaggiore. Wie am Vortag bereits ausgemacht, übernahm Fahrtenleiter Stybi den Flaggentausch. Die Zelte mussten abgebaut werden, damit die Rennruderer aus Casalmaggiore ihren Hänger aus der Garage holen konnten, da sie am nächsten Morgen um 6.00 Uhr zur Regatta fuhren.

So übernachteten wir am letzten Tag im Kraftraum des Bootshauses. Zum Abendessen holten Mathias und Fred 16 Pizzas in der Stadt.

     

Die Rückreise ging über den Reschenpass und Fernpass 680 km zurück nach Esslingen. Dort warteten bereits seit 19.00 Uhr die Rudererfrauen auf unsere Rückkehr, da sie für Fritz S. eine Geburtstagsüberraschungsparty organisiert hatten.

So gegen 21.00 Uhr trafen wir dann ein und vor allem Fritz freute sich sehr über diese gelungene Überraschung. Zwischen Buffet und Begrüßungstrunk wurden die Boote und Fahrzeuge versorgt und damit endetet die Powanderfahrt in fröhlichem Ausklang. 

Teilnehmer:

Ralf Stybalkowski (Fahrtenleiter)  Heinz Kleemann (Etappenplanung)  
Fritz Baier (stellv. FL)      Fred Loos (Finanzen)  
Fritz Schiller (Lademeister)     Manfred Strutz (zbV)  
Hans-J. Eberhardt (Küche)   Ulrich Glaser (Zelte)  
Peter Rotter (Film)      Manfred Merthan (Sanitäter)  
Bernhard Freisler (Garnituren)  Werner Hannig (Mietfahrzeuge)  
Mathias Kötter (Getränke)    Hans-Reinhart Strehler (Bericht)  
Andreas Birk (Gast)  Johannes Trelenburg (Gast)  
     

Hans-Reinhart Strehler