Teilnehmer: Doris Eberspächer, Brigitte Eberhardt, Katja Sach, Conny Luptowitsch und Anke Gähr.
Ein halbes Jahr lang wurde immer wieder diskutiert: können wir Frauen alleine auf Wanderfahrt gehen? Welches Gewässer ist Frauen tauglich? Finden wir einen Termin? Alle Fragen wurden geklärt und am 5.08. war es soweit! Nachdem 5 Schwimmwesten, 2 Stechpaddel, 2 Leinen, Flagge, Reisetaschen, wasserdichte Packsäcke, Koffer, Handtaschen
(alles was Frau so braucht) in Conny`s Mercedes verstaut waren, ging es um 13,30 Uhr endlich los – Richtung Breisach.
Wir quälten uns durch den Freitagsnachmittagsverkehr, kamen aber trotzdem gutgelaunt gegen 16,30 Uhr in Breisach an. Im Kapuzinergarten auf dem Münsterberg bezogen wir unsere klosterähnlichen Zimmer (es wurde ausgelost, wer wo mit wem nächtigt – alles ganz gerecht) und machten uns dann auf den Weg in die Stadt. Dort bestellten wir Einheitsessen – für jede einen leckeren Flammkuchen und ein Viertele Wein, um anschließend gutgelaunt an einer Stadtführung teilzunehmen, mit „Rischar“ unserem Stadtführer, ein Geist aus vergangenen Tagen. Breisach's Geschichte besteht anscheinend aus einem Wechsel der Nationalitäten: französisch, deutsch, französisch, habsburgisch, französisch, deutsch usw. Ein Radler oder eine Viertele Wein reichte für die nötige Bettschwere und zufrieden gingen alle ins Nescht.
Um 7 Uhr klingelte der Wecker, nach einer Katzenwäsche genossen wir das Frühstücksbüffet
und dann hieß es: eincremen, Packsack richten und los!
Beim Ruderverein wurden wir von Dr. Astheimer und dem Bootswart Victor begrüßt. Wir fühlten uns sofort heimisch, als Victor über die schimpfte, die Boote einfach draußen stehen lassen. Er drückte sich so aus: „Wisse se, mei Familie mag mi, awwa do im Varei, möge se mi net.“ Vielleicht geht es unserem Bootswart auch manchmal so? Angesichts der weniger gepflegten Ausrüstung des Breisacher RV gelobten wir, unseren Bootswart künftig besser zu unterstützen. Doch nun ging es auf „große Fahrt.“ Die Monsterschleuse von Breisach umgingen wir und setzten unseren geliehenen Vierer, die Breisgau, erst danach ein. Einer der freundlichen Breisgauer Herren half uns dabei und nahm auch den Bootswagen wieder mit zurück. Der erste Kilometer verlief ohne Zwischenfall auf den Rhein, und danach ging es in die erste Schleuse, wo wir pflichtbewusst unsere Vignette hochhielten und ein bisschen mit dem elsässischen Schleusenwärter plauderten. Nach der Schleuse tauchten wir in eine andere Welt ein. Der Kanal de Colmar war sehr still, auf beiden Seiten gab es nichts als Gebüsch und nette französische Angler, deren Ruten wir im Zickzackkurs umfuhren.
Die nächste Schleuse kam bei Kunheim und war automatisch. Wir waren schon ganz glücklich, dass wir in die Schleuse ohne Probleme kamen. Doch die Euphorie hielt nicht lange an – nach einer halben Stunde saßen wir immer noch in der Schleuse und es tat sich nichts. Per Handy erreichten wir unseren netten Elsässer, der nach 10 Minuten mit dem Auto kam. Er setzte den Schleusevorgang in Gang und erklärte uns, dass wir mit dem Ruderboot zu klein, zu dünn, zu schnell seien, um von der Lichtschranke registriert zu werden. Vor Mutzenheim, wo es laut Auskunft der Breisacher Herren ein vorzügliches Restaurant gibt, galt es durch 6 enge Brücken durch zufahren. Das war die Herausforderung für unsere Steuerfrau Doris, rechtzeitig gab sie die Kommandos – Ruder halt und Skull lang. 3 Km vor Colmar beschlossen wir umzudrehen und das Restaurant de la Gare in Mutzenheim zu testen. Nach kurzen Verständigungsproblemen – dürfen 5 Frauen in Ruderkleidung ins Restaurant – kamen wir dann doch zu Kaffee und Kuchen. Die Pause hielten wir recht kurz, da der Schleusenwärter um 18 Uhr Feierabend hatte und wir natürlich vorher noch schleusen wollten.
Die automatische Schleuse in Kunheim bedienten wir beinahe perfekt, aber beim rausfahren waren wir wieder zu klein oder zu schnell für die Lichtschranke, so dass das Schleusentor nicht schloss. Was haben wir daraus gelernt? Es müssen mindestens 2-3 Flaschen Wein im Boot sein, zur Bestechung der Schleusenwärter. Auf den letzten Kilometern fiel uns auf, dass die französischen Angler wesentlich besser gelaunt und höflicher sind, als deutsche Angler. Wieder auf dem Rhein hatten wir ein ganz anderes Gewässer: Wellen, Wind, große Frachter und Wasserskifahrer brachten uns ziemlich zum Schaukeln. Doch die letzte Mutprobe erwartete uns in Form der Monsterschleuse von Breisach selbstverständlich vollautomatisch. Dort wurden wir 5-6 Meter hochgeschleust, aber auch das meisterten wir souverän. Am Ruderverein putzten und verstauten wir das Boot, danach wollten wir noch duschen und schnell zum Essen.
Wir gönnten uns ein leckeres Menü nach unserem erfolgreichen Tag und da 5 gutgelaunte Frauen immer auffallen, spendierte uns das Haus einen Fallobstbrand (da ist besonders viel Alkohol drin, damit man das matschige Obst nicht so schmeckt). Dermaßen gesättigt wollten wir bald ins Bett und konnten auch ohne Alpträume schlafen
(gell Brigitte ?).
Am Sonntagmorgen hieß es wieder früh Aufstehen, da wir die Breisacher Hausstrecke noch befahren wollten. Pünktlich um 9.30 Uhr waren wir am Bootshaus und wieder bekamen wir Hilfe von den Breisacher Ruderern. Die Strecke auf dem Rhein aufwärts ist sehr schön und ruhig. Die einzige Gesellschaft auf dem Wasser waren Vögel, Ruderer aus Breisach und vom gegenüberliegenden französischen Ruderverein. Nach dem Aufräumen und duschen nahmen wir noch am Frühschoppen der Breisacher Herren teil, die uns viel von ihren Frankreichfahrten erzählten.
Nach Hause fuhren wir durch den Kaiserstuhl, fanden noch ein heimeliges Café und danach ging es ab auf die Autobahn. Kurz nach 17 Uhr erreichten wir den RVE.
Es war ein sehr schönes Wochenende, das Wetter war super, wir haben uns nicht gestritten, das Rudern und Steuern war kein Problem – kurz und gut – wir gehen wieder auf Wanderfahrt.
Anke Gähr