Zum 24. Mal, das 3., 4.
oder 5. Mal vielleicht auch mehr, das 1. Mal oder nach 25 Jahren das 2. Mal.
Alle Leistungsklassen waren vertreten.
- - Der Neckarpokal, 195 Flusskilometer in 24 Ruderstunden gilt es zu
schaffen - -
Mit den ersten Hahnenschreien trafen wir uns an diesem Freitagmorgen im Bootshaus.
Die beiden Boote, Helene und Staffelsteiger waren schon am Abend zuvor bereitgestellt
worden.Frank hatte eine Bootseinteilung auf Nummernbasis gemacht, so bekam
jeder mit seiner Lieblingszahl, zwischen eins und zehn, einen ersten Bootsplatz
und den Wechsel-Rhythmus für die nächsten drei Tage. Das hieß, etwa 20 Kilometer
rudern, 10 km Landdienst oder steuern und wieder von vorne. Unsere erste Tagesetappe
nach Lauffen, starteten wir bei herrlichem Ruderwetter an der Adenauerbrücke.
Um die erste Schleusung zu sparen, hatten wir die Boote auf Wagen dort hin
geschoben. Der erste Landdienst, Albrecht und Elke, brachten die Bootswagen
zurück. Am TSFE noch einmal kurz Kontakt zu den Ruderern und weiter ging es
zur Schleuse am Hafen Stuttgart.
Die Durchfahrt mit einem Frachter war kein Problem und schnell erledigt.
Durch den ersten Mannschaftswechsel an der Schleuse Untertürkheim
verloren wir den Anschluss an den Frachter, so dass wir die Boote mit dem
Wagen umsetzen mussten.Mit teilweise neuer Mannschaft setzten wir die Fahrt
Richtung Schleuse König-Karls-Brücke fort. Alles Hoffen war vergebens, der
Frachter war weg und die Ampel auf rot. Also ab zur Sportboot-Schleuse. Hans
Reinhart hatte zwar schon vor 30 Jahren beschlossen, diese nicht mehr zu benützen,
aber die besondere Situation… wusste Albrecht sofort zu nutzen und erklärte
sich, nach einem beherzten Sprung an Land bereit, die Schleusenbedienung zu
übernehmen.
Die Besonderheit an dieser Schleuse ist, dass zwar zwei Boote nebeneinander
reinpassen, aber nur wenn beidseitig die Skulls lang sind. Und auch nur mit
beidseitig langen Skulls langt’ s durchs Tor. Zuverlässig wie es sich für
Teilnehmer einer solchen Fahrt gehört, tauchte auch schon der Landdienst auf
und das „Schleusenpersonal“ musste, wohl oder übel, als Schleusenschiesser
enttarnt, ins Boot zurück. Vorbei an der Wilhelma, erwartet uns ein paar Kilometer
später, beim Cannstatter Ruderclub,
der Landdienst mit dem versprochenen Brezelfrühstück.
An der Schleuse Hofen, auf das angekündigte Ausflugschiff zu warten, dauerte
uns zu lange, außerdem waren wir ja frisch gestärkt, so schoben wir auch hier
unsere Boote auf den Wagen zum Unterwasser. Nach dem Stuttgarter Ballungsraum
wird ab hier die Landschaft immer schöner. Die Schleusen Aldingen,
Poppenweiler und Marbach verliefen reibungslos und auch die Mannschaftswechsel
verursachten keine Umgewöhnung in unserem strammen Rudertakt.
Es war schon gegen 15.00 Uhr, als wir in Marbach,
nach bestem Wanderruderer-Mittagessen, unsere Fahrt nach Lauffen, fortsetzten.
Das Wetter war herrlich und die Landschaft wird hier immer schöner. Die Weinberge
des Unterlandes, die bekannten
Felsengärten zwischen Hessigheim und Besigheim und wenig Schiffsverkehr.
Fast möchte man vergessen auf welch hartem Sitz man seinen Allerwertesten
bewegt und wie sich die Schwielen in den Händen langsam bemerkbar machen.
Auch die Weinbauern hatten wohl ihr Tagesziel noch nicht ganz erreicht, wir
konnten sie am Ufer eilends vorbeifahren sehen und auch ein Starenschreckschuss
war von Zeit zu Zeit zu hören. Noch eine Schleuse bis Lauffen. Die hatte es
dann leider in sich. Ein Bergfahrer wurde erwartet, so dass keine Kammer für
uns bereit war. Dann war da noch eine Baustelle, die die Lorenspur versperrte
und die Sache nicht einfacher machte. Aber eine so große Gruppe hat für alles
einen Fachmann dabei, in diesem Fall den Baustellen erfahrenen Heinz, der
gekonnt die Absperrung unsichtbar machte und wir auch diese Problem schnell
hinter uns hatten. Auch an dieser Schleuse war dann zu sehen, dass der Neckarkanal
in die Jahre kommt und die Schleusen nach und nach einer Sanierung unterzogen
werden müssen. Außerdem, so war gerade in dieser Zeit in der
Presse zu lesen, sind die Neckarschleusen
in absehbarer Zeit zu klein für die neue Frachtergeneration, und damit für
einen wirtschaftlichen Güterverkehr. So nahmen wir, trotz der Anstrengung
von bereits 60 km auch die letzten 10 km für diesen Tag, gut gelaunt in Angriff.
In der aufkommenden Dämmerung erreichten wir, vorbei am AKW
Neckarwestheim, über die Regattastrecke von Lauffen, gegen 19.00 Uhr den
dortigen Ruderverein.
Von Mathias und seinen Lauffener Ruderkameraden wurden wir freundlich aufgenommen.
Nachdem die Boote verstaut, die Betten aufgebaut und die Körper gewaschen
waren saßen wir um 20.30 Uhr im „Dächle“ und machten uns über die Schnitzel
oder sonstiges her, auf das wir uns schon einige Stunden gefreut hatten. Die
Anstrengung der ungewöhnlichen Wanderfahrt in den Knochen machten wir uns
früh auf den Rückweg und gingen auch gleich in unsere Schlafsäcke.
Trotzdem war es ein kurze Nacht, als am nächsten Morgen um 6.00 Uhr die ersten
Handys zum aufwachen einluden. Wer feste rudern will, muss auch feste frühstücken.
Das taten wir dann auch, im Lauffener Clubraum, mit Blick aufs Wasser. Mit
dabei ein riesiger, köstlicher Hefezopf. Von Sigrid extra für diese Fahrt
gebacken.Bei entsprechendem Wetter mag ein Blick nach draußen und aufs Wasser
schön sein, heute versprach er nicht viel Gutes. So kam es dann auch, dass
wir schon in der ersten Schleuse unsere Regenverkleidung überzogen und dies
auch nicht so schnell rückgängig machen würden. Abgesehen vom Heilbronner
Umland, mit Hafenkränen, Industrie und Kraftwerksanlagen, genossen wir, trotz
des Regens, die schöne Uferlandschaft, die schon mit der Lauffener Stadtdurchfahrt
angefangen hat.
Ansonsten war der Vormittag recht kurzweilig. Gerade mal vier Schleusen unterbrachen
unseren strammen Ruderschlag, als wir patsch nass in Bad Wimpfen vom Landdienst
empfangen wurden. Kurz die Boote anbinden und ab in die trockene Bootshalle.
Hier stand schon alles für unser Mittagessen bereit. Die große Frage war jetzt,
umziehen oder nicht. Die meisten von uns entschlossen sich für trockene Kleidung.
Aber wirklich davon profitiert haben nur Renate, Hanse und Albrecht. Als Landdienst
waren die drei nämlich genau eine Stunde länger im Trockenen als die Ruderer.
Außerdem waren sie beim Einkaufen auch so schon auffällig genug, da wären
Pfützen in der Kassenschlange wirklich peinlich gewesen.
Ab Bad Wimpfen
fließt der Neckar durch die herrliche Landschaft der Naturparks
Neckartal, den Odenwald
und entlang der Burgenstrasse.
Nur wir Wassersportler kennen diese Perspektive und wissen sie zu schätzen
und zu genießen. So auch heute, bei Sauwetter. Den ganzen Tag hat es fast
ohne Unterbrechung geregnet. Trotzdem, oder gerade deshalb ließen wir keine
Gelegenheit aus, Spaß zu machen, Spaß zu haben und zu lachen. Die letzte Schleuse
machte dann noch kurz den Eindruck, als würde sie nicht funktionieren. Aber
es war der Schleusenwärter, der auf den eindeutig nach unten zeigenden Daumen
von Hanse wartete, um das Wasser abzulassen.
Die letzten Kilometer, bis Eberbach,
waren heute besonders anstrengend. Die Dämmerung kam früher und wir waren
froh, den Ruderverein vor Einbruch der
Dunkelheit zu errechen. Die drei vom Landdienst, Renate, Günther und Heinz
hatten ganze Arbeit geleistet. Unser Gepäck war schon ausgeladen, die Betten
aufgebaut und in der ganzen Bootshalle gab es kaum noch einen Ausleger an
dem nicht ein Kleidungsstück aus Esslingen zum Trocknen aufgehängt war. Wir
genossen die warmen Duschen und fuhren dann bald in die Stadt zum Abendessen.
Auch heute fanden wir eine Gaststätte die uns, in Geschmack und Größe der
Portionen gerecht wurde. Nach einem Absacker in Hanses Separee, gingen dann
auch die letzten, nicht allzu spät in ihre Schlafsäcke,denn auch der Sonntag
wird wieder ein harter Rudertag.
Teilnehmer:
Hans-Jürgen Eberhardt, Doris Eberspächer, Renate Falter, Albrecht Hannig (Bericht),
Dirk Johanning, Heinz Luptowitsch, Elke und Frank Maschkiwitz, Günther Schroth,
Hans-Reinhart Strehler, ab Samstag Matthias Kötter
Nach einem
kurzen Frühstück im stehen laden wir den Bus ein und bringen die Boote zu
Wasser. Für heute ist eiserne Termindisziplin angesagt, denn die letzte Neckarschleuse
macht um 15.00 Uhr Feierabend. Der Himmel meint es nach ein paar Tropfen gut
mit uns und wir können unsere Regenkleidung wieder ablegen. Wieder rudern
wir an herrlichen Uferlandschaften vorbei. Der Neckar schlängelt sich hier
durch den eingeschnittenen Odenwald. Von Zeit zu Zeit halten wir sogar an
und bewundern die Morgenstimmung durch den, vor uns aus dem Wasser aufsteigenden
Nebel.
Nach der zweiten Schleuse, in Neckarsteinach,
holen wir bei einem Rundblick auf die Stadt und einen Teil ihrer fünf Burgen,
etwas vom Frühstück nach. Weiter geht’s Richtung Heidelberg. Die nächste Schleuse
ist schnell erreicht die Mannschaft flugs während des Schleusevorganges gewechselt
und weiter.Die Umsetzstelle in Heidelberg, gegenüber vom Schloss, erfordert
absolute Aufmerksamkeit. Schon beim einsetzen ins Unterwasser ist Vorsicht
geboten und beim Ablegen macht eine Querströmung die Sache dann richtig spannend.
Der Landdienst war rechtzeitig zur Stelle und hat mit angepackt, so hat’s
auch noch für einen Blick zum Schloss rüber gereicht. Nachdem wir an Heidelberg
und seinen Neckarparks vorbei gerudert hatten geht’s in den etwas zähen Schleusenkanal,
aber auch den bewältigen wir und werden dann nach kurzer Wartezeit geschleust.
Der Mannschaftswechsel verläuft hier nicht so einfach, denn im Unterwasser
gibt es außer ca. fünf Meter hohen Schiffsanlegern aus Stahl keine Anlegemöglichkeit.
So bleiben nur die Leitern als Weg vom und ins Boot übrig. Es folgen nochmals
schöne Parks und Auen entlang des Flusses und bald haben wir auch die letzte
Schleuse des Neckars erreicht.
Beim Mannheimer
Ruderverein warten schon der Landdienst, und Brigitte, die am Morgen von
Ebersbach angereist war um uns abzuholen. Ab hier übernehmen die erfahrenen
Mündungsruderer den Landdienst und so startet der Rest buchstäblich zum Endspurt.
Denn kurz vor Null will kein Boot dem Anderen den Vortritt lassen, aber der
Vierer muss sich seinen Sieg hart erkämpfen. Bei der Null kurz angelegt, einen
obligatorischen Schluck Sekt und ein paar Siegerfotos. Jetzt wissen wir auch,
warum es noch gut war, dass Brigitte angereist ist. Um die Boote aus dem Wasser
zu nehmen müssen wir erst ein Stück aufwärts rudern. Nach der Anstrengung
die Boote rauszuschleppen und zu Verladen geht’s zum anderen Mannheimer
Ruderverein, wo wir erschöpft aber zufrieden, ein reichhaltiges Mittagsvesper
nachholen.Die Heimfahrt mit dem Auto verläuft reibungslos und so verabreden
wir uns auf den Tag der Deutschen Einheit um unsere Boote zu putzen und alles
aufzuräumen.
Drei anstrengende und erlebnisreiche Tage liegen hinter uns. Es war auch die
größte Mannschaft, die sich zu einer Neckarpokalfahrt zusammengefunden hatte.
Wanderfahrt mal etwas anders. Schön war’s. Für nächstes Jahr, dem 100 jährigen
des RVE haben wir uns noch ein bisschen mehr vorgenommen. Wie weit reicht
es denn in den Rhein hinein, in "24 Stunden ab Esslingen"?