Auf der Donau von Wien nach Budapest

30.Trimmfahrt vom 09.09.2005 - 17.09.2005

Zum 3. Mal nach 1985 und 1991 unternahm der RVE eine Trimmfahrt auf der Donau nach Ungarn, aber dieses Mal auf einem für alle Teilnehmer noch nicht befahrenen Seitenarm, der sogenannten"Mosoni-Donau". Aber der Reihe nach.

Los ging es diesmal am 9.September Freitag nachts um 21.00 Uhr von Esslingen nach Wien, doch schon kurz vor Gruibingen flog das Gaspedal weg. Beim zweitenmal, am Drackensteinerhang, wurde der Gaszug am Pedal dann mit Leukoplast so gut geflickt, daß es die restliche Fahrt keine Probleme mehr damit gab.

Ohne Probleme wurde dann auch nach einer ruhigen Nachtfahrt, durch gute Teamarbeit im Karten lesen der RV Donauhort in Wien gefunden, wo wir Punkt 6.00 Uhr eintrafen, frühstückten und die Boote aufriggerten. Der erste Rudertag führte uns durch die Schleuse Nussdorf, die erst ab 9.00 Uhr öffnet, durch das Wiener Stadtzentrum, vorbei am Hundertwasserhaus mit seiner skurrilen Architektur und anderen Sehenswürdigkeiten. Die Ausflugsschifffahrt begann glücklicherweise erst nachdem wir durch den 17 km langen Donaukanal gerudert waren.

              

Hinter Wien fließt die Donau durch riesige Auwälder entlang des Nationalparks Donauauen und obwohl sie hier sehr breit ist, fließt sie doch mit starker Strömung, so dass die 67 km bis Bratislava nicht wirklich anstrengend sind. Das durchschnittliche Gefälle liegt bei 40 Zentimeter pro Kilometer und die Strömungsgeschwindigkeit bei 1 - 3 Meter pro Sekunde oder für alle die gerade keinen Rechner finden 3,6 km/h - 10,8 km/h. Die Etappeneinteilung, mit vormittags 52 und nachmittags 15 km, wurde aber nicht von allen verstanden.

Rast machten wir in Hainburg einem kleinen Städtchen mit dem größten Stadttor Niederösterreichs. Was aber für Ruderer, die schöne unberührte Landschaften genießen wollen viel wichtiger ist, das ist die jüngere Geschichte von Hainburg, die Au-Besetzung von 1984 und damit die Rettung der einmaligen Aulandschaft. Damit wurde auch der weitere Bau von Staustufen auf der Donau verhindert und für uns Ruderer bedeutet dies weiterhin eine schöne Strömung.

Kurz nach Hainburg, am Einfluß des Grenzflusses March (Morava), wird auch die Donau zum Grenzfluss. Vorbei ging es an Devin, mit der gleichnamigen Burg, und am Donaudurchbruch, der sogenannten Thebener Pforte, die früher auch "Porta Ungarica" genannt wurde. Hier ist auch eine Grenzstation zur Einreise in die Slowakei und man sollte seinen Ausweis mit im Boot haben, trotz EU. Weiter ging es, nach einer erneuten Begegnung mit den Tragflächenbooten, bis zur Hauptstadt der Slowakei Bratislava.

     

Die Boote wurden wieder auf den Hänger geladen, wir wollten ja am nächsten Tag auf die Mosoni Donau wechseln und dies war nach Rücksprache mit Herrn Bárány, nur möglich durch überführen der Boote per Hänger nach Rajka. Den abend verbrachten wir in der Altstadt von Bratislava, bekannt durch seine zahlreichen Paläste, Kirchen und Statuen aus Epochen von der Gotik bis zur Renaissance. Nach einem kurzen Rundgang mit ebenso kurzer Erläuterung durch unseren Kulturattaché, gab es Abendessen mit musikalischer Begleitung in einem slowakischen Restaurant. Begeistern konnte der Geiger die wenigsten und so schlugen wir auch schon bald unser Nachtquartier in den Räumen des Rudervereins "Slowenský Vesliarský Klub" auf.

      

Weiter ging es am Sonntag, nach einem Frühstück auf dem Parkplatz des Rudervereins erst einmal über die Grenze nach Ungarn. Bernhard war wohl nicht ganz klar, daß trotz EU-Erweiterung mit einer Ausweis Kontrolle an der Grenze zu rechnen ist und so mußten wir ihn auch fast zurücklassen, denn trotz kleinem Gepäck fand er seinen Ausweis nicht - wie auch, er saß ja darauf.
Dafür fanden wir ohne größere Probleme die Einsatzstelle für Boote an der Mosoni Dunaj, bei der Straßenbrücke von Rajka nach Dunakiliti

Die Mosoni-Donau ist ein ca. 125 km langes, stark mäanderndes und praktisch unberührtes Nebengewässer der Donau und ist erst nach den Überleitwehren aus der slowakischen Donau-Staustufe Cunovo für Ruderboote befahrbar. Nach der Einsatzstelle an einem Nebenarm führt sie dann durch eine herrliche Auenlandschaft. Dieses Naturparadies durchquerten wir bei flotter Strömung und mit zum Teil wahnwitzig engen Windungen bis zur Mittagsrast in Halaszi, gut 31 Kilometer flußabwärts, wobei ich persönlich diese Kilometerangaben stark anzweifle.
Für die Steuerleute war diese Etappe eine große Herausforderung und ich muß zugeben, daß ich mich zweimal doch stark verschätzt habe, zum einen mit der starken Strömung und zum anderen mit der Manövrierfähigkeit eines Ruderbootes nur vom Steuerplatz aus.

     

Ein Gewitter überrascht uns kurz vor dem Wehr bei Mosonmagyaróvár. Noch bevor wir unsere Regenkleidung anziehen können sind wir auch schon klatschnaß, fahren durch einen schilf bewachsenen Miniflussarm, der erst auf den zweiten Blick als solcher zu erkennen ist, entdecken dort eine etwas seltsame Hebekonstruktion für Boote und schon ist der Spuck zu Ende. Dieser Regenschauer war der einzige auf der ganzen Wanderfahrt. Bei schönem Sonnenschein geht es weiter Richtung Kimle, wo wir von unserem Landdienst zusammen mit Manfred Klein, dem ehemaligen Steuermann des Deutschland Achters, erwartet werden.

     

Abends gibt es aus Esslingen mitgebrachte Maultaschen mit Kartoffelsalat, neben dem Pavillon mit Grillplatz im Garten von Manfred Kleins Ferienhaus, wo wir für 2 Tage unsere Zelte aufgebaut hatten. Zum Duschen und Geschirrspülen durften wir auch die Einrichtungen im Ferienhaus benutzen, mit drei Duschen, ein echter Luxus auf unserer Fahrt.

Am Montag ging es schon vor 9.00 Uhr weiter, das lag aber nicht daran, daß wir plötzlich zu Frühaufstehern wurden, sondern eher an den Stechmücken, die pünktlich mit dem ersten Hahnenschrei wieder erwachten und beim Synchrongeschrei der Hähne auch schon wieder zustachen. Es war meistens ein sehr feuchter Morgennebel der uns erwartete um bis zum nachmittag in schönsten Sonnenschein zu wechseln.
Die Gummibrötchen und Hörnchen, die uns Fred vom ungarischen Bäcker besorgt hatte waren etwas gewöhnungsbedürftig. Aber schon bei der Mittagsrast in Dunaszenkpal in einer geschlossenen Grillstation, war alles vergessen - dafür gab es jetzt das "gute" ungarische Weißbrot.
Kurz zuvor sah Heinz, vom vielen organisieren vielleicht schon leicht verwirrt, einen Schwan im Baum sitzen. Dann plötzlich hinter einer Flußbiegung tausende von Enten, die auf beiden Seiten am Flußufer entlang schwammen. Wir ruderten an diesem nicht enden wollenden Pulk entlang und waren fasziniert vom Treiben und Geschnatter.

     

Auch nach der Mittagsrast gab es noch jede Menge Enten und Geschnatter, auch seltene weiße Seidenreiher, die im Gegensatz zu Schwänen gerne auf Bäumen sitzen und auch einen Eisvogel habe ich mit eigenen Augen in dieser scheinbar noch unberührten Natur gesehen.
Dann kommen wir plötzlich auf eine lange gerade kanalartige Strecke und es begegnen uns viele junge Kanuten und Ruderer. Wir erreichen Gyõr
und damit das Ende unserer dritten Etappe.
Das Bootshaus des Rudervereins in Gyõr hat sicher schon bessere Tage gesehen, aber man sah deutlich daß hier ein traditionsreicher Club zuhause sein muss. Den abend verbrachten wir wieder in Kimle, das Kulturprogramm für Gyõr war erst für den nächsten Vormittag eingeplant.
Als es am abend Spaghetti gab hatte einer wohl Angst zu kurz zu kommen.

     

Der Mittags Landdienst arbeitete meist bis spät in die Nacht, denn dazu gehört auch der Küchendienst. Manfred und unser Gastruderer Johannes aus Ratzeburg waren beim Geschirr spülen voll mit dabei. So hat auf einer Wanderfahrt eben jeder seine Lieblingsbeschäftigung.

    

Am vierten Rudertag war erst einmal Kultur angesagt. In der alten Bischofstadt Gyõr besichtigten wir auf dem Kapitelberg den Dom mit der Héderváry- Kapelle. Mathias unser Kulturreferent lief uns mit der RVE Flagge voran, um uns die wichtigsten Gebäude dieser sehenswerten und mit viel Liebe zum Detail restaurierten Stadt zu zeigen. Römische Kaufleute haben hier an der Mündung der Raab in die Donau eine Siedlung errichtet und heute ist Gyõr eine der größten Städte in Ungarn und erhielt 1989 den Europa-Orden für Denkmalschutz.

     

15 km nach Gyõr mündet die Mosoni Donau wieder in die Donau. Es wurde wieder ein weiter breiter Strom. Mittagsrast machten wir in Gönyü an einem schönen Sandstrand mit Gaststätte, wo wir,bis auf die Fahrer natürlich, ein kühles Bier tranken. Wir fuhren weiter Richtung Komarom auf ungarischer und Komarno auf slowakischer Seite.

     

Nachmittags versuchten wir, das waren Peter, Fritz Baier und ich, in Komárno den Kanuverein zu finden. Dies gelang uns nur mit Hilfe der Familie Martincék, denn egal wen wir auch fragten, alle schickten uns immer wieder Richtung Donau, obwohl wir doch ganz genau wussten, daß der Kanuverein an der Vah liegt. Der einzige Weg dorthin ist aber der Dammweg, der aussieht als ob er für Autos gesperrt wäre. Hier eine Karte für alle Suchenden.
Entschädigt wurden wir danach mit einem wunderschön gelegenen Kanuverein, dem alten Vereinsgebäude, das an einem stillgelegten Seitenarm liegt, der durch den Bau eines Dammes gegen Hochwasser keinen Zugang mehr zur Vah hat. Wir waren wieder in der Slowakei und fast schon traditionell gingen wir essen in einem netten kleinen Restaurant ein paar hundert Meter weiter entlang der Festungsmauern, die insgesamt 7 km lang sein sollen. Die Nacht verbrachten wir im Vereinsgebäude, es wurde eine lange Nacht und der slowakische Wein soll sehr gut sein.

     

Am nächsten Tag, Mittwoch, hatten wir beim Zurückgeben einer Bierkiste mal wieder Verständigungsschwierigkeiten, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Auf unserer Fahrt weiter Richtung Esztergom machten wir Mittag am Strand von Süttõ. Das Wetter war wie fast auf der ganzen Fahrt sehr angenehm zum rudern, Sonne und Wolken wechselten sich ab und so erreichten wir schnell unser Tagesziel den Ruderverein in Esztergom. Aber zu früh gefreut, alles wieder zurück, raus aus dem Kanal und anlegen dann doch am Donaustrand. So wollten es die Verantwortlichen des Campingplatzes oder auch des Rudervereins. Wir schlugen unsere Zelte auf und machten uns Landfein für eine weiteres kulturelles Highlight, die mächtige Basilika in Esztergom, die ungarische Wiege des Christentums und dritt größten Kirchenbaus Europas.
Nach einem Restaurantbesuch in Estergom feierten wir auf dem Campingplatz noch den Geburtstag von Fritz S. mit ein paar Flaschen Wein.

     

Die nächste Etappe brachte uns am Donnerstag bis nach Budapest. Wieder hatten wir herrlichen Sonnenschein und gute Strömung, in einer völlig anderen Landschaft als die Tage zuvor, denn kurz nach Esztergom beginnen die Ausläufer der Karpaten, die bis an die Donau reichen. Auf der linken Seite das sogenannte Börzsöny-Gebirge und auf der rechten das Pilis-Gebirge. Wir verbrachten den Mittag an einem herrlichen Sandstrand, kurz nach dem Abzweig in die Szentendrei Duna, einem etwas schmaleren Seitenarm mit weniger Schiffahrt. Auch Landschaftlich soll es viel schöner sein, dabei erinnerte mich das ganze mehr an Tahiti als an einen Donaustrand.

       

Nachmittags ruderten wir dann an einer bekannten Künstlerkolonie vorbei, an Szentendre der Stadt der Künste und Museen . Leider hatten wir keinen Halt hier eingeplant, vielleicht beim nächsten mal - es soll sich lohnen. Wir verbrachten den abend auf dem Gelände des Külker RC einem von vielen Budapester Rudervereinen, die hier gleich am Zusammenfluß der Donauarme liegen.

Die Durchfahrt durch Budapest wurde zum filmen und fotografieren genutzt, es gab ja auch vieles zu sehen. Zuerst ging es vorbei an der Margareteninsel bekannt und beliebt durch ihre ausgedehnten Parkanlagen. Am Ende der Insel, auf der linken Seite Pest mit dem alles überragenden Parlamentsgebäude und auf der rechten Seite Buda mit dem felsigen Gellértberg mit der Freiheitsstatue und der Zitadelle, weiter nördlich der Burgberg mit der Matthiaskirche und vorgelagert die Fischerbastei. Das Budaer Burgviertel und das Donaupanorama stehen seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

     


Die Donau ist die eigentliche Hauptattraktion Budapests und wird im Stadtgebiet von neun stadtbildprägenden Brücken überspannt. Die bedeutendste, weil älteste und zugleich Wahrzeichen der Stadt, ist die Kettenbrücke.

     

Nach dieser faszinierenden Stadtdurchfahrt ruderten wir noch ca, 15 Kilometer weiter bis kurz vor einer Autobahnbrücke auf der rechten Seite ein Jachthafen der Endpunkt unserer Wanderfahrt auf dem Wasser war. Den vorgesehenen Endpunkt, einen Kanuclub fanden wr nicht, da der Steg wohl beim letzten Hochwasser mitgerissen worden war. Das war zumindest die Aussage der Einheimischen. Nachdem die Boote beim Jachthafen verladen waren, ging's über Outback ähnliche Strassen mit Karacho zurück nach Budapest, zur Besichtigung der schönen Stadt vom Lande aus.

     

Zuerst wurde im Ruderclub alles verladen, dann zurück in die Stadt, mit Anhänger und Booten. Da war es natürlich etwas schwierig mit einem anständigen Parkplatz und irgendwie hatten die ungarischen Politessen an diesem Tag kein Verständnis für kultursuchende Sportler.
Wir stiegen auf den Burgberg, es fährt zwar auch eine Zahnradbahn nach oben, aber an der Kasse wollten sie keine Euro annehmen. Unser Stadtführer Mathias führte uns vorbei am Burgpalast, durch die Burgstadt zur Matthiaskirche mit vorgelagerter Fischerbastei um uns dort kurz über die Stadt zu informieren. Danach genossen wir eine herrliche Aussicht auf den Stadtteil Pest am östlichen Donauufer mit dem Parlamentsgebäude.

     

Nach einem kurzen Café Besuch, einer nicht ganz so geplanten Stadtrundfahrt mit Hänger und der verzweifelten Suche nach einer Verkaufsstelle für Autobahnvignetten, ging's zurück Richtung Heimat.

     

Über Wien, mit Vesper und großem Abschiedsgelage im Ruderverein Donauhort erreichten wir am Samstagabend etwas später als geplant Esslingen. Das Abladen wurde auf Sonntagfrüh verschoben und so endete eine erlebnisreiche und interessante Wanderfahrt.

Teilnehmer

Ralf Stybalkowski (Fahrtenleiter, Küche) Heinz Kleemann (Etappenplanung, Organisation)
Fritz Baier (stellv. FL, Anfahrtsstrecken) Fred Loos (Finanzen, Kasse, Brötchen)
Fritz Schiller (Lademeister, Boote, Werkzeug) Dirk Johanning (Boote, Werkzeug)
Manfred Strutz (Leinen, Flaggen, Schwimmwesten) Johannes Trelenberg (Leinen, Flaggen)
Mathias Kötter (Kultur, Getränke) Peter Rotter (Film)
Manfred Merthan (Apotheke, Sanitäter) Werner Hannig (Mietfahrzeuge)
Ulrich Glaser (Zelte, Garnituren) Bernhard Freisler (Zelte,Garnituren, Pavillon)
Frank Maschkiwitz ( Küchenwagen, Kocher, Gasflaschen) Albrecht Hannig( Küchenwagen, Kocher, Gasflaschen)
Frank Eberspächer (Kabeltrommel, Licht) Wolfram Strehler (Bericht, Film)