Der Rhein von O bis N

Von Dörte Hahn (RV Esslingen)

Zwölf Ruderinnen aus insgesamt zehn Rudervereinen (Durchschnittalter 55 Jahre!) waren im August 2007 erwartungsvoll von Iffezheim (Km 332,2) nach Duisburg-Homberg (Km 777) auf dem Rhein unterwegs. Also vom Oberrhein über Mittelrhein zum Niederrhein. Es ging durch landschaftlich schöne, aber auch anspruchsvolle Strecken. Großstädte, Industrieanlagen und begradigte Stromabschnitte wechselten sich immer wieder mit Natur, Baudenkmälern, Inseln und Auen ab.

Die Kultur kommt nicht zu kurz

Unser Kulturprogramm entlang des Rheins begann gleich in Germersheim. Dieter Diekbertel, Vorstandsmitglied des Rudervereins Rhenania Germersheim e.V., führte uns äußerst beeindruckend durch die Festung von Germersheim. Er übermittelte uns "ein gewaltiges Stück Zeitgeschichte" auf lebendige und fesselnde Weise in nur zwei Stunden und erklärte uns anschaulich das Befestigungssystem.

Unserem Oberthema der "Kaiserdome" kamen wir in den nächsten Tagen Stück für Stück auf die Spur. Denn in Speyer (Führung von Ria Baron, Rudergesellschaft Speyer), Worms, Mainz und Köln waren immer wieder Landgänge mit Dombesichtigungen eingeplant. Etwas umständlich war es schon, das ewige Umziehen von Sportkleidung in Landgangkleidung und wieder zurück in die Sportkleidung, aber dafür wurden wir ja kulturell belohnt - konnten allerdings an diesen Tagen nicht so viel rudern.

Alle "Kaiserdome" waren sehenswert und hatten ihre eigene besondere Wirkung. Mich hat die Mainzer Kirche St. Stephan mit den Glasfenstern von M. Chagall am meisten berührt, aber das hat jede von uns anders erlebt

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Landschaftliche Eindrücke

Auf der gesamten Fahrt durchruderten wir eine landschaftlich wunderschöne Strecke, wobei die Rheinhessische Hügellandschaft mit dem Binger Loch, der Loreley und den unzähligen Burgen natürlich den Höhepunkt bildete.

Für mich als unerfahrene Rheinruderin war diese Fahrt eine kitzlige "Lehrfahrt". Die unterschiedlichen Strömungen, der Wind, das Verkehrsaufkommen und die Wellen sollten auf keinen Fall unterschätzt werden, selbst nicht bei schönem Wetter!

Ein wenig "Erholung" gönnten wir uns in den folgenden Altarmen des Rheins:

- Ketscher Altrhein bei Rhein-KM 406,3 rechts, 6 km lang, fahrbar bei Pegel Speyer mindestens 375 cm

- Erfelder Altrhein bei Rhein-KM 468,3 rechts, 16,8 km lang, Einfahrt möglich bei Pegel Worms mindesten 150 cm; sonst von unten (ca. 5 km rheinabwärts) befahrbar

- Altrheinarm bei Ginsheim-Gustavsburg, bei Rhein-KM 493,8 rechts (u.a. Trainingswasser der Mainzer Rudergesellschaft)

Die Wechsel hinein in diese ruhige beschaulich-träumerische Natur und dann wieder zurück in die "wilde" Rheinströmung hatten ihren ganz eigenen Reiz.

Organisatorisches

Unsere Bootsflotte bestand aus einem Vierer mit Steuerfrau und zwei Zweiern mit Steuerfrau, alles A-Boote des Düsseldorfer Rudervereins 1880 e.V.. Unsere Fahrtenleiterin Antje Hellwig hatte einfach an alles gedacht, diese Fahrt - übrigens ihre erste und wir hoffen nicht letzte DRV-Fahrt - war fantastisch geplant. Finanzplan, Streckeneinteilung, Bootseinteilung, Anlegestellen, Unterkunft, Verpflegung und Tagesablauf mit Kulturprogramm - es hat einfach alles gepasst. Sie kannte die Strecke und ihre Tücken wie ihre Westentaschen. Die beiden couragierten Rhein-Ruderinnen Beatrice Lindecke und Karin Czempin-Kuhlmann standen ihr dabei zur Seite.

Auch für den täglich wechselnden Landdienst hatten wir eine gelungene Lösung: einen gemieteten Kleinwagen, wahlweise mit geräumigem Kofferraum oder umgebaut mit sieben Sitzplätzen. Ein geniales Transportmittel, um in zwei Etappen zu den Städtebesichtigungen und Quartieren zu kommen.

FAZIT:

Eine gelungene Fahrt mit bleibenden schönen Eindrücken, passender Streckeneinteilung und optimaler Gruppengröße!

Für Nachahmer

Einsatzstelle beim Start: Rheinarm (Sickerbach) oberhalb der Schleuse Iffezheim bei Rhein-KM 332,2 rechts (unterhalb des Stausees)

Anfahrt: B 500 bis Ausfahrt Hügelsheim, in Richtung und entlang der Schleuse fahren (nach Süden), nach ca. 1000 m Zeichen für Kanu, dort rechts ab zur Einsatzstelle (Treppe). Der Rheinarm ist nur bei gutem Wasserstand befahrbar, Parkmöglichkeit vorhanden.

Alternative Einsatzstelle: Hafen des Motorbootclub Baden-Baden (linksrheinisch, französiche Seite) bei Rhein-KM 335,6.

Nicht immer hat man Bilderbuchwetter so wie wir. Der Rhein ist wunderschön, aber niemals ungefährlich. Ein/e rheinerfahrene/r Steuermann/frau sollte in jedem Boot sitzen!