Alle Jahre
wieder zählt unser allseits geschätzter Wanderruderwart Hans-Reinhart Strehler
am Ende der Saison unsere Kilometer für das Fahrtenabzeichen zusammen und
ermuntert den Ein oder Anderen von uns, doch noch ein paar Kilometer nachzulegen,
um auch noch die Vorraussetzungen für das Fahrtenabzeichen zu erfüllen.
Mir fehlten noch
30 Wanderfahrtkilometer und als Neuling im Verein, wollte ich mich dieser
Aufforderung natürlich auch nicht widersetzen. Die Kilometer bei uns vor der
Haustüre abzurudern, war mir, ehrlich gesagt, etwas zu öd. Schnell fanden
sich dann beim Abrudern in Claudia, Dörte und Harry ein paar Mitstreiter.
Ein fünfter Mitruderer wurde dann noch am schwarzen Brett gefunden. Christoffer
fehlten noch 35 Kilometer. Damit war die Mannschaft dann erst mal komplett.
Harry
fühlte sich durch die Planung für die Wanderfahrt wohl so sehr angespornt,
dass er am darauffolgenden Sonntag gleich 32 Kilometer vor der Haustür ruderte,
um die kompletten 160 Kilometer für das Fahrtenabzeichen damit noch in Angriff
zu nehmen.
An Allerheiligen
ging es dann in der Früh bei 5° und leichtem Nebel los. Die ersten drei Schleusen
mussten wir das Boot dann gleich umschleppen. In der Vierten sollten wir das
auch tun, doch da die Bootsschleppe mit Betonblöcken verstellt war, hatte
der Schleusenwärter ein Einsehen mit uns und wir wurden geschleust. Gleichzeitig
kam dann auch die Sonne raus und von nun an waren alle Schleusen für uns zum
Einfahren bereit. Mit einem kurzen Stopp beim Stuttgarter-Cannstatter RC (
Steuermannwechsel) und einer Mittagspause beim WSV Neckarrems kamen wir dann
gegen 15.00 Uhr beim Marbacher RV an. Christoffer und ich hatten nun die geforderten
Kilometer zusammen, doch für Harry war das noch lange nicht genug. Also ging
es weiter. Im D-Zug Tempo erreichten wir die Schleuse in Pleidelsheim, wo
wir Harry, dann mit etwas Nachdruck, doch zu einer Wende überreden konnten.
Im Schneckentempo ging es dann zurück nach Marbach. Bis zu 16 Schlägen brauchten
wir für die hundert Meter, um gegen die Strömung anzurudern. Am Ende standen
dann 52 Kilometer im Logbuch für den ersten Tag. Mit der S-Bahn ging es dann
zurück nach Esslingen, wo wir den Tag im Argo mit einem Abendessen ausklingen
ließen.
Für
den zweiten Tag war eine Umbesetzung der Mannschaft vorgesehen. Das Boot wurde
von, Wolfram, Ralf ("Stybi"), Hans-Reinhart, Bodo und Harry besetzt. Bodo
war erfreulicherweise für den erkälteten Ralf Stürner eingesprungen.
Entgegen dem vorhergesagten Sonnentag mussten wir uns mit diesigem Wetter
zufrieden geben. Nach den erforderlichen Vorbereitungstätigkeiten waren
wir um 10:00 auf dem Wasser. Wie es das Glück so wollte kam gerade in
diesem Moment ein Frachter an uns vorbei und besetzte unseren Platz in der
Schleuse. So ein Ärger!
Laut Schleusenwärter hätten wir eine gute halbe Stunde warten müssen
um dann ebenfalls geschleust zu werden. Das wollten wir aber nicht hinnehmen.
Wir nahmen es sportlich und wählten den Landweg. Unser Ergeiz war geweckt!
Als das Boot im Schleppwagen lag erstürmten wir im Laufschritt die Anhöhe
der Schleuse, zogen an dem schleusenden Frachter vorbei und setzten das Boot
im Schleusenoberwasser wieder ein. Während 4 Mann das Boot startklar
machten brachte Bodo den Wagen im Laufschritt wieder an seinen Platz zurück.
Noch bevor der Frachter die Schleuse verlassen hatte setzten wir das Rennen
gegen den Frachter fort. Am grollenden Motor und der hohen Bugwelle
des Frachters konnten wir erahnen, dass der Frachter die Herausforderung angenommen
hatte und seinerseits versuchte uns zu überholen, um den Vorteil
des Erstschleusenden nicht zu verlieren.
Erst nach einigen Kilometern gönnten wir dem Frachter den Triumph an uns vorbeiziehen zu können. Im Gegenzug schleusten wir dann zusammen mit dem Frachter, mit dessen Kapitän wir uns noch kurz unterhielten. Er schien sich über die noch vor uns liegende Strecke und wegen dem Wellengang, den er beim Ausfahren aus der Schleuse verursachen würde, zu sorgen. Der Kapitän startete vorsichtig, so dass die Wellen völlig problemlos blieben. Kurz danach überholten wir den Frachter und waren diesmal als erster an der nächsten Schleuse. Diesmal hatten wir gewonnen. Höflich wie wir sind ließen wir dem Frachter den Vortritt und nahmen den Landweg, der ohnehin für uns der Schnellere war. Nun war es Zeit zum Mittagessen und wir mussten, wohl oder übel, unseren geliebten Gegner ziehen lassen.
Das Mittagessen nahmen wir im Restaurant, beim Cannstatter Ruderclub, ein. Ausgerechnet in der Mittagspause brach die Sonne für eine Stunde durch um anschließend wieder hinter den Wolken zu verschwinden. Für das Mittagessen brauchten wir jedoch mehr Zeit als erwartet. Aber kein Fehler bleibt ungesühnt und das erfuhren wir dann an der letzten Schleuse, als uns Petrus das Licht ausmachte.
Als wir dann in der Unterkunft ankamen reinigten wir noch Boot, Skull und sonstige mitgenommene Utensilien und verließen die Unterkunft, müde aber glücklich, Richtung Heimat. Für uns war das wohl das letzte größere Ruderabenteuer. Wohlgemerkt, für dieses Jahr. Auch möchten wir uns bei Wolfram Stehler bedanken, der uns mit seinem Wagen, am Sonntagmorgen um 9:00 Uhr nach Marbach transportierte, den Wagen stehen liess um diesen nach einer langen einsamen S-Bahnfahrt, wieder abzuholen.
Jetzt fehlen Harry noch 37 Kilometer zum Fahrtenabzeichen. Da müssen wir wohl noch mal los.
Christoph Rieger und Harry Weinbrenner