Vogalonga und Wanderfahrt auf der Lagune vom 09. - 16. Mai 2008

Am Freitagmittag machte ich mich mit dem Zug auf den Weg nach Regensburg. Mit einer Stunde Verspätung erreichte ich den Ruderklub in Regensburg. Dort war bereits ein Teil der Ruderer des RC KST angekommen und hatten Quartier bezogen. Kaum hatte ich meinen Rucksack abgestellt und mich mit den Ruderern des RC KST bekannt gemacht, ging es auch schon mit einem ausgeliehen Fünfer des RK Regensburg aufs Wasser. Mit anfänglichen Steuerproblemen (Fußsteuer) ruderten wir einige Kilometer stromaufwärts und – abwärts und wieder zum Ruderklub zurück, wo das Abendessen auch schon auf uns wartete.

Am nächsten Morgen ging es nach einigen Irrfahrten durch Österreich nach Italien. Nachdem wir die Berge verlassen hatten, schlug das Wetter um, Regen und Gewitter hielten Einzug. Warum ist das Wetter in Italien weniger sonnig als in Deutschland? Glücklicherweise war es nur eine kurze Episode. Als wir die Lagune von Venedig erreichten, schien die Sonne wieder von einem tiefblauen Himmel. Unser Campingplatz lag am Ende der Landzunge, die von Nordosten her die Lagune vom Meer trennt. Campingplatz Miramare in Punta Sabbioni. Wir hatten drei Hütten und drei Zelte. Durch die vielen und sehr späten Nachmeldungen war es nicht gelungen ausreichend Hütten zu bekommen. Der im Internet versprochene Strand auf der Seite der Lagune hatte sich leider in eine riesige Baustelle verwandelt. Hier bauen die Italiener ein riesiges Sperrwerk um die Lagune vor starkem Hochwasser zu schützen.

Damit war leider unsere Bootseinsatzstelle gestorben. Die Rezeption des Campingplatzes gab uns jedoch den Tipp, dass 3 km weiter ein Ruderclub und ein kleiner Yachthafen sind, wo wir einsetzen könnten. Also fuhren wir dort hin und luden in der einbrechenden Dämmerung unsere Boote ab, bevor es zum Abendessen zurück zum Campingplatz ging.

Am Pfingstsonntag ging es sehr früh los, da wir bis zum Startpunkt der Vogalonga noch 11 km zu rudern hatten und wir es überdies am Vortag nicht geschafft hatten unsere Startkarten abzuholen. Die Eile nach Venedig zu kommen, ließ uns die Ruderstrecke ein wenig abkürzen. Der Erfolg war ein kleiner Spaziergang durchs Flachwasser mit dem Boot im Schlepptau.

Das führende Boot hatte inzwischen Startkarten, T-Shirts und Plakate am Start gegenüber vom Markusplatz abgeholt, so dass alle Boote versorgt waren und sich in das Gewimmel vor dem Dogenpalast stürzen konnten. Vom Einerkajak, über Französische Yoles, Barken, Kirchboote, Gondeln und normale Ruderboote war alles vertreten. Eine Französische Mädchenmannschaft war sogar im gesteuerten Rennvierer unterwegs.

Endlich ertönte die Startkanone und ca. 1600 Boote setzten sich in Bewegung. Start und Ziel der 30 km langen Strecke waren vor dem Markusplatz. Zunächst war die Strecke noch recht breit, doch die ersten scharfen Kurven sorgten für Verkehrschaos und Stau. Als sich schließlich das Fahrwasser stark verengte, kam es teilweise zum Stillstand. Entscheidend war nicht mehr wie schnell man rudern konnte, sondern wie gut der Steuermann das Boot durchdrängelte. Einige Großgondeln fuhren schlicht und einfach rücksichtslos. Ein Kanufahrer wurde einfach überfahren und ins Wasser gestoßen.

Die Strecke führte vorbei an den Inseln Vignole und Sant'Erasmo bis nach Burano. Dort nahm der Verkehr etwas ab, da hier viele Boote Pause machten. Weiter ging es über die Glasbläserinsel Murano und den Rio Cannaregio. Erst bei der engen Einfahrt ins Zentrum von Venedig kam es zum kompletten Chaos. Speziell die Französischen Boote glänzten dadurch, dass sie eine Brücke zu dritt nebeneinander durchfahren wollten. Mit dem Erfolg, dass sich vor der Brücke ein Pfropfen von Booten bildete, während es hinter der Brücke völlig frei war, da niemand mehr durchkam. Hier war das Publikum besonders zahlreich. Dicht gedrängt am Ufer und auf den Brücken standen Tausende von Leuten und applaudierten.

Nachdem wir in den Canale Grande abgebogen waren, war wieder mehr Platz. Vor dem Markusplatz gab es eine letzte Drängelei um die Medaillen und die Teilnehmerurkunde zu erhalten, dann waren wir durch. Ein beeindruckendes Erlebnis! Der Versuch irgendwo in Venedig eine Anlegestelle für eine größere Pause zu bekommen, erwies sich als schwierig. Selbst in einem kleinen Seitenkanal etwas außerhalb des Zentrums, raste alle 5 Minuten ein Wassertaxi durch. Deshalb machten wir uns auf den Rückweg nach Punta Sabbioni. Über 50 km bei sengendem Sonnenschein und das frühe Aufstehen sorgten für ausreichende Bettschwere.

Der nächste Morgen sollte aufs Mittelmeer rausgehen. Schon in der langen, durch Molen geschützten Ausfahrt von Punta Sabbioni beschlichen uns leichte Zweifel, ob das eine gute Idee war. Bei extremen Wellengang ruderten nur drei Boote hinaus. Das vierte Boot brach sofort ab und kehrte zum Campingplatz zurück, während sich die anderen Boote an den ersten Strand retteten und erst mal die Boote leer machten. Da bei diesem Wellengang zumindest mit den D-Booten nicht an ein Weiterrudern zu denken war, wurde eine längere Strandpause eingelegt. Am frühen Nachmittag ging es zurück zum Campingplatz. Erstaunlicherweise hatte es nur noch minimalen Wellengang.

Der dritte Rudertag sollte nach den Erfahrungen des Vortages über die Lagune nach Süden gehen. Die Strecke führte uns immer entlang des Lido von Venedig bis zur nächsten Durchfahrt auf das Meer. Der auf der Lagunenseite ausgesuchte Strand erwies sich leider als unbrauchbar, so dass wir uns entschieden, durch die Ausfahrt aufs Meer raus zu rudern. Heute war das Mittelmeer uns gnädig. Bei nur wenig Wellen konnten wir am Strand des Lido anlegen. Nach einer längeren Pause ruderten wir über das Meer zurück nach Punta Sabbioni. Der folgende Tag war Kulturtag. Mit der Fähre direkt neben dem Campingplatz fuhren wir nach Venedig zum Markusplatz. An eine Innenbesichtigung der Basilika de San Marco war angesichts von kilometerlangen Touristenschlangen nicht zu denken. Wir genossen daher eher das Gesamtensemble, gruselten uns an der Seufzerbrücke und suchten unseren Weg durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Zweimal endete die Wegsuche in einer Sackgasse direkt vor einem kleinen Kanal.

Nach einem Besuch des Marinemuseums machten wir uns per Fähre auf dem Weg nach Murano. Weltberühmt wurde die Insel durch die Glasbläserei. Ein Touri-Glasshop am anderen. Eine kurze Vorführung in einer Glasproduktion zeigte uns, dass zumindest ein Teil der Glasprodukte wirklich hier hergestellt wird. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, besuchten noch einige die Friedhofsinsel mit ihren beeindruckenden Mausoleen und die Insel Burano. Die Männer von Burano lebten von der Fischerei und die Frauen vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhundert von der Spitzenstickerei. Am nächsten Rudertag ging es nur mit drei Booten an den nördlichen Rand der Lagune. Auf gewundenen Fahrwasser, vorbei am Flughafen Marco Polo erreichten wir das Festland. Nach einigen abrupten Richtungswechseln waren wir am Zielort Altino angekommen. Nach längerer Suche zu Fuß gelang es uns auch die im Reiseführer versprochene Kneipe zu finden. Touristen waren hier nicht mehr zu finden, der Wirt sprach weder Englisch noch Deutsch, aber die Bestellung in Zeichensprache funktionierte trotzdem. Der Besuch im archäologischen Museum von Altino fiel mangels Motivation aus. Der Rückweg führte über sehr kleine und oft flache Nebenfahrwasserstrecken zurück auf die Lagune. Von hier ging es über ein teilweise ungekennzeichnetes Fahrwasser weiter nach Punta Sabbioni.

Am letzten Tag wollten wir die Küste nordwärts rudern. Eine Mannschaft suchte jedoch schon nach wenigen Kilometern den Strand auf und wollte nicht mehr weiter. Die beiden anderen Boote ruderten bis Lido de Jesolo und legten sich hier an den Strand. Die Einfahrt in die Kanalmündung bei Lido de Jesolo wurde allerdings wegen der einsetzenden Ebbe ein Horrortrip. Direkt vor der Einfahrt bildeten die Brandung und das ablaufende Wasser 2 m hohe stehende Wellen, so dass die Boote hin- und hergeworfen wurden. Nachdem wir wieder in ruhigem Wasser waren, mussten wir ein Boot erstmal ausschöpfen. Um zurück zur Lagune zu kommen war noch die Schleuse von Cavallino zu passieren. Hier sollte man aufpassen, die vom Meer her erste Schleuse, ist die alte Kammer. Diese wird nur noch als Wehr benutzt, das fiel uns jedoch erst auf als wir schon halb durchgerudert waren. Wir freuten uns über eine offenstehende Schleuse und wunderten uns über die starke Strömung. Ein langer Kanal führte uns zurück nach Punta Sabbioni. Der Dreier der nur die kurze Strecke gerudert war, war kurz vor uns eingetroffen. Sie hatten ähnliche Erlebnisse mit Wellen und Ebbe gehabt wie wir. Nach dem Aufladen aller Boote ging es ein letztes Mal zurück zum Campingplatz.

Im Gegensatz zur Anreise mit über 10 Stunden Fahrt, dauerte die Rückreise nur ein Bruchteil davon. Ich fuhr mit dem Bus von Punta Sabbioni zum Flughafen Marco Polo und landete nach 45 Minuten Flugzeit in Stuttgart. Teilnehmer: 15 Ruderer und Ruderinnen vom RC KST, 1 Ruderer vom GTRV Neuwied, 2 Ruderinnen aus Celle und ich.

Elke Maschkiwitz