Wanderfahrt Fulda/Weser von Melsungen bis Minden vom 31.07. – 08.08.2010

Samstag 31.07.

Am Samstag waren alle pünktlich um 09:00 Uhr zum Aufladen im Bootshaus. Gestartet sind wir allerdings erst um 11:30 Uhr. Sonjas Fahrrad war zu groß und passte nicht auf den Bootshänger. Um dieses Problem schnell und unbürokratisch zu lösen, wollte man die Luft aus dem Vorderreifen herauslassen. Da wir es eilig hatten, versuchte man, dies möglichst schnell zu tun mit dem Effekt, dass das Spezialventil in hohem Bogen davonflog und nicht mehr auffindbar war. Hans-Reinhart musste ins Fahrradgeschäft fahren um ein neues Ventil zu besorgen.

Nach dieser leichten Verzögerung fuhren wir pünktlich um 11:30 vom Bootshaus ab. Wir, das waren Brigitte und Hans-Jürgen Eberhardt, Frank und Doris Eberspächer, Christine Hofbauer, Jürgen und Simone Kälberer, Ulla Knapp, Conny und Heinz Luptowitsch, Frank und Elke Maschkiwitz, Barbara Méry, Christoph Rieger, Sonja und Hans-Reinhart Strehler, Jakoba Vonday, 4 Fahrräder, 3 Boote und zwei Mercedes Sprinter.

Dank Christines Studentenfutter hielten wir bis zur Mittagspause an der Autobahnraststätte Jagsttal durch. Lediglich  das "Füttern des Fahrers während des Überholvorgangs war verboten“, da unser Fahrer Christoph sich als Mann nicht in der Lage sah, zwei Dinge gleichzeitig zu tun (essen und überholen). Bei der Mittagspause gab es den ersten und Gott sei Dank einzigen Verletzten auf der gesamten Wanderfahrt: Hans-Reinhart wurde beim Öffnen einer Bierflasche von einer Wespe in den Daumen gestochen und von Jakoba professionell erstversorgt.

Sonntag 01.08.

Nach der Übernachtung in der Juhe Melsungen setzten wir am Morgen die 3 Boote in der Fulda ins Wasser. Barbara, Brigitte, Christine und Sonja sattelten die Fahrräder und los ging’s. Zur Mittagspause trafen sich Radler und Ruderer an der Schleuse Guxhagen, wo der Landdienst in bewährter Weise für ein schön angerichtetes Mittagessen gesorgt hatte. Bis zu dieser Schleuse war Rudern sehr aufregend. Es gab teilweise wenig Wasser, aber dafür viele große Steine und etliche Stromschnellen. Hans-Reinhart musste einmal spontan aus dem Boot springen, um dessen Tiefgang zu verringern. Conny hatte nur mit knapper Not ihren großen Zeh vor einem angriffslustigen Schwan in Sicherheit bringen können.

Ruderer und Radfahrer fuhren nach der Mittagspause weiter bis Kassel. Die Ruderer lagerten nach einem Sprint beim Umtragen in der Schleuse Neue Mühle beim Ruderverein Kurhessen die Boote ein und fuhren mit den Sprintern zu Juhe Kassel, die ganz oben auf dem Berg lag. Die Radfahrer fuhren mit letzter Kraft den Berg (12 % Steigung auf den letzten 300 m) hoch. Zum Abendessen waren wir wieder beim RV Kurhessen auf der Terrasse. Das Essen war sehr gut, die Portionen allerdings nicht ruderergerecht und der hübsche Kellner nicht nur beim Bestellen sondern auch beim Zahlen leicht überfordert.

Montag 02.08.

Nach einer erholsamen Nacht in der schönen Juhe Kasel ging’s um 08:30 Uhr weiter. Bis zur Mittagspause am Bootshaus der Uni Göttingen bei Wilhelmshausen war praktisch keine Strömung auf der Fulda erkennbar. Die Radfahrerinnen Barbara, Brigitte, Simone und Sonja hielten immer wieder Ausschau nach den Booten, aber diese waren nirgends zu sehen. Dank moderner Kommunikationstechnik (Handy) waren jedoch Ruderer und Radfahrerinnen und Landdienst immer miteinander verbunden. So konnten auch die Nichtruderer beinahe „life“ dabei sein, als sich in der Schleuse Wahnhausen beim Wasser ablassen ein Holzbalken, der in der Leiter verkantet war löste und Conny nur dank ihrer schnellen Reaktion unverletzt blieb.

Nach der Pause ging’s weiter bis Hann. Münden, wo wir in der Juhe übernachteten. Abends gab’s vor dem Abendessen im Bräuhauskeller noch eine Stadtbesichtigung. Hann. Münden ist ein sehr schönes Städtchen mit vielen wunderschön restaurierten Fachwerkhäusern.

Dienstag, 03.08.

Nach dem Frühstück holten wir im Mündener Ruderverein die Barke ab und ruderten mit Barke und Staffelsteiger nunmehr auf der Weser weiter. Ab jetzt gab es aufteilungsbedingt nur noch 3 Radfahrer(innen). Die Mittagsverpflegung wurde in die Barke gepackt, da der Landdienst heute die beiden Bootshänger gleich an das Ziel nach Minden brachte.

Mittagspause war in Leopoldsburg am Fähranleger, exklusiv mit Toilettenhäuschen vom nahe gelegenen Wohnmobilstellplatz, mit Anlegekette für die Barke, einen freundlich interessierten Hund und Biertischen und Bänken unter einem großen Sonnenschirm. Diese durften wir freundlicherweise von einem Gasthaus nutzen.Kurz nachdem wir mit dem Mittagessen fertig waren, wurden wir von einem heftigen Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen überrascht. Wir konnten uns gerade noch unter die nahe gelegenen Häuservordächer flüchten. Gott sei Dank war das Gewitter nach einer guten halben Stunde vorbei und wir konnten wieder aufbrechen.
Groß war allerdings die Überraschung, als wir an das Ufer kamen und der Staffelsteiger nicht mehr an seinem Platz lag. Hans-Reinhart hatte das Boot zwar korrekt am Ufer angebunden, jedoch aus dem vordem trockenen Rohr, das an dieser Stelle in die Weser mündete, kam jetzt ein reißender Sturzbach! Doch wir hatten Glück! Der Fahnenmast vom Staffelsteiger hatte sich in einem Ausleger der Barke verfangen und so ein Abtreiben verhindert. Es bewährt sich also doch, mit Flagge am Heck zu reisen.
Nach diesem Schreck ging’s weiter zum heutigen Etappenziel Bad Karlshafen. Boote und Fahrräder wurden im Schutzhafen gelassen und dann fuhren wir mit den zwei Sprintern zu unserer Pension Nicki’s Kornhaus, wo die meisten von uns in einem alten zu Zimmern umgebauten Eisenbahnwagon („Wolke 7“) übernachtet haben, die restlichen vier durften bei Christophs Eltern übernachten. Vor dem Abendessen bekamen wir von Christophs Mutter noch eine exklusive Führung nur für uns durch das Korbmachermuseum in Dahlhausen. Danach gab’s ein tolles Abendessen mit Vorspeisenbuffet, Krustenbraten, Bratkartoffeln und sogar Spätzle „bei Bruns“, der an diesem Tag extra für uns geöffnet hatte.

Mittwoch, 04.08.

Nach einer geruhsamen Nacht in „Wolke 7“ und einem traumhaften Sonnenaufgang haben wir am Morgen an einer langen üppigen Frühstückstafel mit Blick auf das Weserbergland mit einem Sekt Brigitte ein Geburtstagsständchen gesungen.
Die Abfahrt fand im Regen statt, aber kaum hatten wir alle die Regenklamotten an und Brigitte im Fahrradgeschäft noch einen Rückspiegel gekauft, hörte der Regen auf und wir konnten trocken los radeln bzw. rudern.

Mittagspause war heute an der Fähranlegerstelle unterhalb von Schloss Fürstenberg. Bevor es jedoch etwas zu essen gab, sind wir noch den steilen Anstieg zum Schloss zu Fuß hinaus und haben das Porzellanmuseum besichtigt. Jetzt hatten wir aber richtig Hunger und diese Mal gab es ganz luxuriös warmes Essen, da Christophs Eltern uns den restlichen Krustenbraten und die Spätzle mit Soße vom Vorabend ein einem Warmhaltetopf mitgebracht hatten. Nicht genug, Mama Rieger hatte noch 2 tolle Kuchen für uns gebacken und Schlagsahne und Kaffee mitgebracht – wir haben alles restlos weg geputzt! Nochmals vielen Dank an Christophs Mutter!

Die Ruderer berichteten von gewissen „Missverständnissen“ mit 2 Paddelbooten mit 2 Rentnerehepaaren, die Ulla als Steuerfrau der Barke fragten, ob sie nix zu tun habe und wo ihre Trommel wäre. Nach der Mittagspause ging’s weiter zum heutigen Tagesziel Holzminden. Dort mussten wir uns abstimmen, wo die Boote jetzt eigentlich anlegen sollten: Im Schülerruderverein oder im Ruderverein, was Hans-Reinhart in seinem Boot zur Verzweiflung brachte, da sein Handy ständig klingelte. Ständig musste er Landdienst und Radfahrerinnen koordinieren und kam kaum zum Rudern. Nun, zum Schluss haben wir uns doch alle im Ruderclub Holzminden getroffen. Vor dem Abendessen gab es noch eine kurze Besichtigung von Schloss Corvey und eine Stadtbesichtigung in Höxter, übernachtet haben wir in der Juhe Holzminden.

Donnerstag 05.08.

Weiter ging’s Weser abwärts. Mittagspause war unter der Brücke in Polle (schließlich wusste man ja nicht so genau, ob es regnen würde und als dann wider Erwarten doch die Sonne schien, war auch ein Schattenplatz angenehm), mit Häppchen vom Feinsten, liebevoll arrangiert vom Landdienst und den Radfahrerinnen. Dann ging’s weiter zum Grohnder Fährhaus. In der Barke wurde eine Bierbank auf den Mittelgang gestellt und bei zügig strömender Weser öfter mal eine Pause zum Durst löschen gemacht. Die Ruderer setzten sich gemütlich quer auf die Rollsitze und nutzten die Bierbank als Tisch, sehr zum Erstaunen der vorbeipaddelnden Kanuten.

Ruderer und Radfahren kamen rechtzeitig im Grohnder Fährhaus an und wir konnten zur Abwechslung mal unsere Zimmer beziehen, ohne dass wir vorher die Betten beziehen mussten. Vor dem Abendessen hatten wir noch 2 Stunden Zeit zum Ausruhen. Ruhe gab es hier genug, war das Fährhaus doch das einzige Haus weit und breit. Die Einen nutzten diese Zeit zu einem Schläfchen, die Anderen hatten ihren Spaß mit dem Fährhaushund, der unermüdlich Stöckchen geworfen haben wollte.

Zum Abendessen gab es als Spezialität „Punten“ ein aus „Urkorn“ gebackenes Vollkornbrot in verschiedenen Variationen und noch Kuchen bzw. Eis, da nach dem 2. Gang noch ein gewisser „Resthunger“ vorhanden war. Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit dem Fährhaushund ging’s dann zum Schlafen.

Freitag 06.08.

Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück incl. einer extra Portion Rührei starteten Ruderer und Radfahrerinnen Richtung Rinteln. Die Radfahrerinnen fuhren durch eine landschaftlich schöne ruhige Gegend, abwechselnd Korn- und Rübenfelder links und rechts des Weges. Die Ruderer entwickelten verschiedene Ruderstile in der Barke, um ein bisschen Abwechslung zu haben:Links und rechts im Wechsel vorrollen, nur Plätze 1, 2 oder 3 etc. rudern, quirlen statt rudern etc. Der Staffelsteiger enterte häufig die Barke, um sich vom Verpflegungsboot Kekse, Bier und Schöfferhoffer Grape reichen zu lassen.

Mittagspause machten wir gemeinsam mit einer Schulklasse am Rastplatz in Großwieden. Leider haben sich die Schüler nicht überzeugen lassen, unser Vesper gegen ihr frisch gemachtes Gyros einzutauschen.

Nachdem wir in der Juhe Rinteln angekommen waren und (wieder einmal) unsere Betten bezogen hatten, fuhren wir frisch geduscht nach Hameln. Dort landeten wir nach einer kurzen Stadtbesichtigung beim Mexikaner. Das gut mit Chili gewürzte Abendessen führte zu einem „extrascharfen“ Kuss von Hans-Reinhart an Sonja (Kommentar von Sonja: „I han gar nix g’merkt“).

Samstag 07.08.

Nach der ersten Übernachtung in der Juhe Rinteln ruderten bzw.radelten wir los zu unserem Endziel Minden.

Die Radfahrer sahen am heutigen Tag von der Weser bis zur Mittagspause nicht viel. Hans-Reinhart stieg vom Boot auf Brigittes E-Bike um und nahm dank der leistungsstarken Batterie jede Steigung „mit der Kraft der 2 Herzen“. Zur Mittagspause trafen Ruderer und Radfahrer pünktlich unter der Autobahnbrücke in Bad Oeynhausen ein, wo Sonjas Fahrrad den Geist aufgab (Platten). Da Barbaras Flickzeug auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte und das von Hans-Reinhart extra im Fahrradgeschäft in Oeynhausen besorgte Reparaturset auch nicht funktionierte, wurde Sonja kurzerhand auf das Sonnendeck der Barke verfrachtet. Brigitte fuhr im Auto mit und Barbara wechselte ebenfalls in die Barke. Alle Fahrräder wurden in den Sprintern verstaut und ab ging’s nach Minden. Wir ließen es die letzten Flusskilometer gemütlich angehen, sehr zum Erstaunen der Kanuten, die noch nie so viele (nicht rudernde) Menschen in einem Boot gesehen hatten.

In Minden angekommen wurden Barke und Staffelsteiger auf die Hänger verladen, noch kurz der Mittellandkanal besichtigt und danach ging’s wieder zurück nach Rinteln, wo wir noch einmal in der Juhe übernachteten. Diese wird Gott sei Dank von Oktober bis März wegen Renovierung geschlossen. Es wird von Grund auf renoviert und wir hoffen, dass die Gäste dann nächstes Jahr nicht mehr nach dem Duschen mit Gummistiefeln aufs Klo müssen).

An diesem Abend besichtigten wir noch ganz schnell Rinteln und setzten uns dann in den „Stadtkater“ zum Abendessen. Dieses gestaltete sich etwas schwierig bzw. langwierig. Hans-Reinhart und Barbara hatten eine (heiße)Pfifferlingssuppe bestellt und alle anderen mussten warten, bis sie diese leer gegessen hatten. Erst dann wurde der Hauptgang serviert. Christoph fand ein Stück Zellophanfolie in seinen Nudeln (ganz so vornehm was das Restaurant wohl doch nicht) und bekam dann noch eine zweite, folienfreie, Portion nachgereicht. Danach gab es noch kurz vor Ladenschluss (wir konnten uns nicht entscheiden, bei welcher der 2 Eisdielen wir kaufen wollten) beim Italiener für jeden eine Portion Eis und wir gingen zur zweiten Übernachtung zurück in die Juhe.

Sonntag, 08.08.

Aufstehen, zum letzten Mal Betten abziehen und ab nach Hause. Der eine Sprinter über Hann. Münden, um die Barke abzugeben, der andere über Heidelberg, um ein weiteres RVE Boot aufzuladen. Nahezu gleichzeitig kamen wir gegen 17:30 Uhr im RVE an.

Fazit: Eine tolle und harmonische Wanderruder- und Radfahrt, die allen sehr viel Spaß gemacht hat, liebevoll und perfekt organisiert von unserem Fahrtenleiter Christoph, mit vielen kulturellen und kulinarischen Höhepunkten, einem erstklassigen Service durch die jeweiligen Landdienste und Christophs Eltern und einem (erstaunlicherweise) Gott sei Dank guten Wetter.

Fahrtenleitung: Christoph Rieger
Bericht: Barbara Méry