Am Freitagabend wurde der Bootshänger beladen und so musste am Samstagmorgen nur noch das private Gepäck im Sprinter verstaut werden, und die Fahrt konnte losgehen. Wir kamen zügig voran. Unser erster kurzer Halt war auf dem Rastplatz Frankenhöhe. Sonja hatte Butterbrezeln besorgt und wir konnten uns beim Vespern die Beine vertreten. In der Zwischenzeit war es heiß geworden, und wir wünschten uns eine Klimanlage, stattdessen konnten wir nur die Fenster öffnen. Kühle Luft kam leider nicht überall hin. Die 2. Rast legten wir erst an der Grenze zu Tschechien ein. Großes Rätseln, was wohl klüger ist: Euros in Tschechische Kronen tauschen, darauf pokern in Euro oder mit der Kreditkarte zu bezahlen?
Es wurden alle 3 Varianten gewählt. Einen ersten Eindruck von den Straßen unseres Gastlandes bekamen wir beim Verlassen des Parkplatzes, ein riesengroßes Loch galt es mit Sprinter und Hänger auf engem Raum zu umfahren. Bis Prag blieben wir auf der Autobahn, dann ging es auf kleinen Landstraßen weiter. Schon von Weitem war das Kloster Melnik zu sehen.Der zum Ruder-Klub Melnik war durch seine Lage schwer zugänglich und die Zufahrt war durch eine Baustelle blockiert. Deshalb lagerten wir die Boote auf einem Grünstreifen unter einer Brücke. Wir checkten in der Pension Hanna ein, wanderten über den Klosterberg und erfreuten uns in einer schönen Gartenwirtschaft an den Böhmische Spezialitäten, gutem Bier und niedrigen Preisen.
8 Ruderer, 2 Radfahrer und 2 Landdienstler starteten die Elbewanderfahrt am tschechischen Oberlauf, kurz nach dem Zusammenfluß von Elbe und Moldau. Der erste Rudertag begann mit einer Kletterpartie, da die Boote in der 2. Reihe lagen. Nachdem alles verstaut war, konnte die Fahrt losgehen. Wir ruderten durch dünnbesiedelte Landschaften mit auffallend vielen Industriebrachen.
Das Anlanden zur Mittagspause beim Ruder-Klub CAC Roudnice gestaltete sich von der Wasserseite her leichter, als von der Landseite. Der Landdienst stand zunächst vor verschlossenen Türen. Erst durch die Rudermannschaft wurde die Hausverwaltung auf die Gäste aufmerksam und lies den Landdienst auf das Gelände des Ruderklubs. Das mitgebrachte Vesper wurde an einem langen, überdachten Tisch verzehrt. Kurz vor unserer Weiterfahrt entlud sich ein mächtiges Gewitter. Gut geschützt unter dem Vordach warteten wir den Regenguß ab, und sahen, wie die Wassermassen das gegenüberliegende Ufer überfluteten. Knietief stand das Wasser in einer Bahnunterführung und Fontänen schossen aus den Gullis. Nun waren wir erst recht froh, dass wir auf dieser Seite des Flusses angelegt hatten. Bei starkem Gegenwind und schwüler Luft setzten wir die Fahrt fort, und mussten einige Staustufen überwinden. Am späten Nachmittag erreichten wir unser Ziel und legen die Boote bei der Ruderabteilung Pisecny Ostrov ab. Wir fuhren nach Usti nad Labem und bezogen im Interhotel Bohemia unser Quartier, das sich leider als Baustelle herausstellte. Abendteuerliche Duschvorrichtungen, der Teppichboden zu klein und Betten, von denen wir nähere Details lieber nichts wissen wollten. Wir flohen zum Abendessen in einen schönen Biergarten und machten einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt.
Bei bestem Ruderwetter wurde die Ruderfahrt fortgesetzt. Die Strömung brachte die Ruderer schnell voran. Die Pedalritter mussten ordentlich in die Pedale treten und konnten sich keine Pause gönnen. Da half Sonja`s E-Bike, bei dem man den Speed zuschalten konnte. Das Gewicht des Fahrrads bekammen wir auch zu spüren, als wir in Usti-Stekov die Flussseite zur Mittagsrast wechseln mussten. Über Treppen wurde eine abenteuerliche Eisenbahnbrücke erklommen, deren Bodenbelag nicht sehr vertrauenserweckend erschien. Möglichst schnell überquerten wir sie mit den Rädern. Ein kurzes Stück zurück und wir kammen zeitgleich mit den Ruderern am Mittagsrastplatz an.
Gut gestärkt stieg die Rudermannschaften wieder in die Boote und ruderte in die Schleuse von Usti-Stekov. Dort paddelte ein Blauwal aus Pirna heran und klagte über den Lärm, den die Güterzüge im Elbetal machen. Bei guter Strömung erreichten wir bald das Tagesziel und legen die Boote bei Spartak Boletice n. L. ab. Unser Abendessen wollten wir auf der Burg Schreckenstein einnehmen, doch leider hatte die Gaststätte zu. Wir fanden eine nette Wirtschaft direkt an der Elbe und waren mit den gebotenen Köstlichkeiten sehr zufrieden. Auch die 2. Nacht überstanden wir im Interhotel Bohemia.
Am Morgen ruderten wir von Spartak Boletice ab und passierten nach 109,3 Fluss-Km die deutsch-tschechische Grenze. Hier fängt die KM-Zählung wieder bei 0 an. Vom heutigen Landdienst Stybi erhielten wir die klare Order, nicht über Königstein hinaus zu rudern und nicht vor 13 Uhr dort zu sein.
Also ruderten wir mit halber Kraft und vielen Pausen. Wir hatten genügend Zeit uns die tolle Landschaft anzusehen und Fotos zu machen. Der Landdienst hatte sich für die Mittagsrast eine schöne Anlegestelle an der Fähre Königstein ausgesucht, doch diese wurde uns von einer Jugendgruppe Kanuten mit motorisiertem Beiboot streitig gemacht. Übel abgedrängt, kämpften wir gegen die starke Strömung an, um zur geplanten Anlegestelle zurückzukommen. An einem idyllischen Plätzchen mit Blick auf die Festung Königstein wurde ein leckeres Mittagsversper aufgetischt. Frisch gestärkt ruderten wir die 18 km durch das Elbesandsteingebirge mit tollen Blicken auf die bizzaren Felsformationen. Beim Pirnaer Ruderverein legten wir an und bezogen unser Quartier im Hotel Elbparadies. Im schönen Biergarten verwöhnte uns Kellner "James" mit sächsischen Spezialitäten. Zum Ausgleich wurde ein schöner Abendspaziergang durch die historische Altstadt von Pirna gemacht und das Schloss auf der Anhöhe besichtigt.
Mit der S-Bahn reisten wir zurück nach Rathen und liesen uns mit der Fähre ans andere Elbufer bringen. Von dort aus wanderten wir ins Elbesandsteingebirge, vorbei am Amselsee und den Schwedenlöchern. Wir fotografierten die Ausblicke auf die Bastei mit Brücke und kehrten zurück ins Tal. Im Biergarten von Rathen konnten einige die Olympiaübertragung der 8er und 4er Rennen verfolgen.
Die Hitze im Elbtal lies uns Schattenplätze suchen. Mit der S-Bahn fuhren wir durch nach Dresden und gewannen einen ersten Eindruck von der Stadt bei einer 2 stündigen Führung: Residenzschloss, Löwentor, Zwinger, Frauenkirche, Fürstenzug, Elbufer alles wurde sehr ausführlich erklärt und machte uns neugierig auf mehr. Am Abend speisten wir im Historischen Sophienkeller und fuhren zurück nach Pirna, wo wir im Biergarten des Elbparadieses den Abend ausklingen liesen.
Der Tag begann mit Sonneschein und die Ruderer nahmen entsprechend viel Getränke mit in die Boote. Von Pirna ging es nahtlos in das Ballungsgebiet Dresden über. Die Ruderer passierten die vielen Brücken Dresden, des Elbflorenz und bestaunten das blaue Wunder. Der Landdienst hatte inzwischen eingekauft und den Bootshänger zum Dresdner Ruder-Club befördert. Wieder war es sehr heiß geworden und jeder suchte in der Mittagspause den Schatten. Der Dresdner Ruder-Club ist als Stützpunkt des Sächsischen Landesruderverbands sehr gut ausgestattet und wir konnten einen Blick auf die modernen Ruderbecken werfen. Weiter ging die Fahrt durch Felder und Weinberge, häufig dominiert von Schlössern. Schon von Weitem sehen wir die impossante Kulisse vom Meißner Dom und der Albrechtsburg. Beim Meißner Ruder-Club Neptun legten wir an und verstauten das Bootsmaterial in den Räumen des Klubs. Der Gang durch die Altstadt wurde mit einem leckeren Eis belohnt.
Von Meißen fuhren wir mit den Autos flussabwärts und wechselten mit der Fähre auf die andere Elbseite. Auf dem Berg Löbsal wartete die Pension Jägerheim auf uns mit schönem Garten und gemütlichen Zimmern. Beim Essen wurde die Quizfrage gestellt: Was haben die weltberühmte Frauenkirche, der verspielte Barockgarten Großsedlitz, das herrschaftliche Kurländerpalais in Dresden, das Weingut Schloss Wackerbarth in Radebeul und der Riesenstollen des Dresdner Striezelmarktes gemeinsam? Es sind erfolgreiche Projekte des Grafen Wackenbarth, lebenslanger Stratege und Berater von Kurfürst August dem Starken. Am Schloss Wackerbarth waren wir am Nachmittag vorbei gerudert.
Wir ruderten und radelten durch das landwirtschaftlich geprägte sächsische Hügelland. In dem dünnbesiedelten Gebiet werden fehlende Brücken durch Fähren ersetzt. Die Mittagspause verbrachten wir beim Risaer Wassersportverein. Dort konnten wir Störche mit weißen oder grauen Beinen bei der Nahrungssuche beobachten. Bis zur Hafeneinfahrt des Sportverein Empor Mühlberg war es nicht mehr weit. Dort wurden die Boote verladen und wir fuhren auf Umwegen nach Löbsal. Im schönen Biergarten der Pension Jägerheim erfüllte die nette Bedienung fast jeden Sonderwunsch. Jedoch nach 23 Uhr ist Sperrstunde.
Die 521 km der Heimfahrt verliefen zügig, da sie größteils über die Autobahn erfolgte. Auch die Pausen wurden kurz gehalten, so dass wir am frühen Nachmittag am RVE zurück waren.
Eine abwechslungsreiche Wanderruderfahrt mit 236 Ruder km und schönen Rudertage sind zu Ende. Herzlichen Dank, mit großem Lob und Anerkennung an alle Organisatoren. Wir sind neugierig und würden gerne eine Fortsetzung auf dem nächsten Elbabschnitt als Familienwanderfahrt erleben.
Doris Eberspächer