Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Vorarbeit selbst eine
doch vergleichsweise kleine Wanderfahrt von drei Tagen erfordert.
Bereits am Mittwoch haben Melanie und Frank den Bootsanhänger nach Neckarelz
gebracht. Am Donnerstag begannen Ulrike, Albrecht und Marcus, die Boote E. Engel
und Straffelsteiger für die Wanderfahrt vorzubereiten. Während Annette und Frank
noch Ruderkurs gaben, kaufte Melanie all die leckeren Dinge ein, die uns auf
der Fahrt bei Kräften halten sollten. Später holten Elke und Ulrike das Stadtmobil
in Waiblingen ab und die ersten Feldbetten wurden sogleich eingeladen.
Noch vor Sonnenaufgang, am Freitag um 6:30 Uhr fanden sich alle im Verein ein.
Schnell noch Gepäck und Vesper verladen, dann ging es im ersten Morgenlicht
auf die Wanderfahrt. Ganz stilecht wanderten wir mit den auf Wagen geladenen
Booten bis hinter die Schleuse Esslingen. Noch bevor die ersten Ruderschläge
getan waren, merkten wir, wie gut es war, Ersatzteile mitzunehmen. Bei einem
Rollsitz im Staffelsteiger war der Unterwagen gebrochen. Dieser wurde schnell
ausgetauscht. Das andere Problem musste bis zur Schleuse Hofen auf seine Lösung
warten. In der morgendlichen Eile gab es für den Staffelsteiger drei Backbordskulls
und nur ein Steuerbordskull. Frank opferte sich, die Strecke mit den zwei „roten“
Macon-Skulls zu rudern bis Anna, unser erster Landdienst, uns das Ersatzpärchen
brachte.
Die ersten Kilometer waren wunderschön zu rudern, leider begann
auf der Strecke bis zum Mittagessen in Marbach der Regen, der uns den ganzen
Tag begleiten sollte. Insbesondere für die Steuerleute in den Booten war das
eine bitterkalte Angelegenheit. Umso schöner war es, dass Albrecht uns in der
Bootshalle in Marbach ein wunderbares Mittagessen mit geschnippeltem Gemüse
vorbereitet hatte.
Auf der Weiterfahrt hatten wir richtiges Schleusenglück. Wir mussten nicht lange
warten, um flussabwärts zu kommen, nicht zuletzt, weil Melanie als Landdienst
an der Schleuse Hessigheim unsere Ankunft so wunderbar angekündigt hatte.
Besigheim sollte unser Etappenziel sein, weshalb die Mannschaft des Staffelsteigers
zielstrebig die Umtragestelle ansteuerte. Die Engel-Ruderer hingegen nahmen
sich einen kleinen Umweg, weil sie die Schleuse angepeilt hatten. Schließlich
konnten aber beide Boote im Oberwasser an der Umtragestelle an Land gelegt werden.
Die kurze Strecke zu unserem Nachtlager im Lauffener Ruderverein schafften wir
mit unserem Stadtmobil.
Die Feldbetten wurden flott in der Bootshalle und im Clubraum aufgebaut und
ebenso schnell musste geduscht werden. Da wir eine Stunde hinter dem Zeitplan
waren, blieb für die Schönheitspflege eben etwas weniger Zeit. Schließlich wartete
der reservierte Tisch im legendären Schnitzelparadies „Dächle“ auf uns. In den
letzten Jahren war dieses Lokal immer fester Bestandteil des Neckarpokals. Den
hervorragenden Ruf hat das „Dächle“ wirklich zurecht – nach einer Viertelstunde
hatten alle acht Ruderer ihre Getränke und ihr Essen.
Zum Abschluss des Tages gab es als Absacker einen Willi, Haselnussschnaps und
1 ½ Dosen Erdnüsse.
Nach einer recht kühlen Nacht im Bootshaus begann der nächste
Rudertag um 6:30 Uhr. Überpünktlich starteten sieben Ruderer und Annette als
Landdienst in Richtung Heilbronn. Gleich vor der Schleuse Lauffen war dieser
Zeitgewinn aber schon wieder aufgebraucht. Eine lange Wartezeit animierte die
Steuerleute zu einer Gymnastikrunde, um sich warmzuhalten, da ein Umtragen hier
nicht möglich ist. Zu allem Übel begann kurz vor Heilbronn wieder der Regen.
Währenddessen wartete Annette vor dem Bootshaus der Heilbronner Rudergesellschaft
im Stadtmobil. Unter der Neckarbrücke, am Anlegesteg hatte sich eine Gruppe
angetrunkener junger Leute versammelt, die dort ihr Unwesen trieb. Das war also
kein Platz, allein ein Mittagessen aufzubauen. Glücklicherweise zogen sie sich
zurück, als unsere Boote anlegten und wir konnten im Schutze der Brücke trocken
unser Mittagessen genießen.
Unser Fahrtenleiter Frank hatte nun eine echte Überraschung und Besonderheit
für uns: Weiter führte uns der Weg zum Wilhelmskanal. Da 1333 durch das Neckarprivileg
die Heilbronner berechtigt waren, den Neckar zu sich umzuleiten, war über Jahrhunderte
dieses Teilstück für den Schiffsverkehr nicht passierbar. Deshalb beauftragte
1816 Wilhelm I. den Bau eines Schleusenkanals durch Heilbronn, um die Schifffahrt
bis Cannstatt zu gewährleisten. Einer der heilbronner Ruderer erzählte uns,
dass wohl auch Mark Twain 1878 auf einem gecharterten Floß durch den Wilhelmskanal
in Richtung Heidelberg geschippert ist. Vor den Schleusentoren kletterte Albrecht
aus dem Boot und begann unter Beobachtung vieler Buga-Besucher die handbetriebene
Schleuse für uns aufzukurbeln. Fein, dass er sogar noch Hilfe von zwei Herren
bekam. Im Unterwasser der Schleuse wartete ein mehrteiliges Floß, das die heilbronner
Stadträte zur Buga abholen sollte. Wir konnten unterdessen ohne Eintritt zu
zahlen die Gartenschau durchrudern.
Wiederholte, teils heftige Schauer und ein inzwischen nicht unerheblicher Zeitrückstand
durch diverse Schleusen bewegten uns, kurzfristig den Rudertag in Neckarzimmern
zu beenden. Marcus als Landdienst holte uns hier bei der Schleuse ab. Unglaublich,
er hatte für uns im Ruderverein Neptun Neckarelz bereits das gesamte Gepäck
aus dem Stadtmobil ausgeladen, den Clubraum freigeräumt und sämtliche Feldbetten
aufgestellt!!! So konnten wir uns sofort ganz genussvoll unter die warme Dusche
stellen.
In der „Alten Mälzerei“ in Mosbach hatten wir einen Tisch reserviert. Auch hier
speisten wir äußerst lecker, begleitet von einer lautstarken 70er-Feier im Nebenraum
mit Schlagern, von einem Alleinunterhalter dargeboten. Wie bereits am Vorabend
übernahm Ulrike das Steuer, um uns alle wohlbehalten zu unserer Unterkunft zurückzubringen.
Auch an diesem Abend gab es einen feinen Schnaps zur guten Nacht.
Unser Fahrtenleiter Frank genehmigte uns am Sonntag ein Ausschlafen bis 7 Uhr. Bei Nebel und kühlen Temperaturen starteten wir in den dritten Tag. Die Steuerleute hatten vier bis sechs Schichten Ruderkleidung übereinander an, um sich vor einer Erkältung zu schützen. Obenauf kam eine Rettungsweste – schließlich ist man in solchen Hüllen kaum mehr schwimmfähig. Schnell kam aber tatsächlich die Sonne hinter den Wolken heraus, so dass sich zumindest die rudernde Besatzung etwas entblättern konnte. Eine traumhafte Fahrt durch den Odenwald lag vor uns. Die Schleusen Guttenbach und Rockenau durchfuhren wir fast ohne Wartezeit. Melanie hat eben einen guten Draht zu den Schleusenwärtern.
Am Ruderverein in Eberbach beendeten wir unsere Wanderfahrt. Im Schatten der
Bäume servierte uns Ulrike das Mittagessen mit Blick auf den Neckar. Albrecht
und Frank verabschiedeten sich schnell, um gemeinsam den Bootsanhänger aus Neckarelz
abzuholen. Inzwischen riggerten Marcus und die fünf Ruderdamen Melanie, Elke,
Anna, Ulrike und Annette die Boote ab, putzten alles und legten es zum Trocknen
in die Sonne.
Kaum zu glauben, bei der Abfahrt vom Eberbacher Bootsplatz begann doch glatt
wieder ein kleiner Regenschauer. Leider mussten wir auch in Esslingen die Boote
bei leichtem Niederschlag aufriggern und aufräumen. Als eingespieltes Team lieferten
Elke und Ulrike das Stadtmobil frisch geputzt in Waiblingen ab. Nach getaner
Arbeit beschlossen wir diese feine Wanderfahrt mit einem Absackerbierchen im
Jugendraum.
Bericht: Annette Hummel
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