Bericht zur 31.Trimmfahrt im Jubiläumsjahr 2006

Viele Ruderreviere sind in den letzten 30 Jahren bereits vom RVE zum Teil auch mehrfach befahren worden. Daher wurden dieses Jahr andere Wege beschritten und die ganze Vorbereitung verdient es, einmal ausführlicher dargestellt zu werden:

Zunächst wurden im Spätherbst 2005 Vorschläge für das nächste Ziel gesammelt. Hier seien u. a. Douro (Portugal), Weichsel (Polen), Moldau (Tschechien), Normandie und die Dordogne in Südfrankreich erwähnt. Zu Beginn 2006 gab es im Internet auf unserer internen Seite eine Abstimmung, bei der potenzielle Teilnehmer über ein Ziel und einen Wunschtermin - 2. oder 3. Septemberwoche - abstimmen konnten. In der Endauswahl waren Weichsel und Dordogne. Da über die Weichsel keine brauchbaren Gewässerbeschreibungen über Verbände, Internet oder bekannte Ruderer aufzutreiben waren, fiel das Ziel auf die Dordogne. Die Dordogne selbst bietet für eine Woche Rudersport aber nicht genügend Strecke, so dass der bewährte Chefplaner, Heinz Kleemann, Erfahrungsberichte aus Düsseldorf auswertete und als Ziel das Perigord mit einer Kombination aus Dordogne, Vezere und Lot ausgab.

Bereits im Sommer gab es kritische Stimmen, denen das mehrfache Umsetzten der Boote und ein möglicher nicht ausreichender Wasserstand missfiel und ihre Nichtteilnahme ankündigten. Akribisch kümmerte sich Heinz um weiteres Material und arbeitete einen Plan aus, der immer wieder mit der Fahrtenleitung bestehend aus Fritz Baier und Ralf Stybalkowski diskutiert wurde. Auf der ausgehängten Teilnehmerliste hatten sich insgesamt 15 Mitglieder des RVE angemeldet.

Verladen:

Freitag

8.9.2006

17 Uhr 00

Materialvorbereitung

und Überprüfung

Mittwoch

6.9.2006

18 Uhr 30

Abfahrt:

Freitag

8.9.2005 (!)

ca. 20 Uhr 00

Rückkehr:

Samstag

16.9.2009 (!)

ca. 19 Uhr 00

Boote:

Helene

Schwaben II

Staffelsteiger

Strecke:

Dordogne

Lot

Vezere ?

Kostenvorschuss:

280.- Euro

(Vollpension)

Teilnehmer

Aufgaben

Heinz Kleemann

Etappenplanung, Organisation

Fritz Baier

stellv. FL

Fred Loos

Finanzen, Kasse

Ernst-Martin Eberspächer

Leinen, Flaggen, Schwimmwesten

Ralf Stürner

Zelte, Garnituren, Pavillon

Bernhard Freisler

Zelte, Garnituren, Pavillon

Frank Maschkiwitz

Boote, Bootszubehör

Ulrich Glaser

Apotheke

Peter Rotter

Film

Werner Hannig

Mietbusse, Werkzeug, Zeltbeleuchtung

Wolfram Strehler

Lademeister Bootsanhänger

Mathias Kötter

Kultur, Getränke

Albrecht Hannig

Küchenwagen, Kocher, Gasflaschen

Hans-Jürgen Eberhardt

Küche, Verpflegung

Ralf Stybalkowski

FL

Im Anschluss an das Training am 30.08.2006 wurde die oben stehende Aufgabenliste diskutiert. Interessant sei die Länge der Wanderfahrt vom 08.09.2005 bis 16.09.2009, die mit dem Ausspruch: " ihr müsst ja Zeit haben!" kommentiert wurde. Spontan reagierte die Fahrtenleitung auf das Fehlen eines Berichtschreibers, definierte den Bericht als eine kulturelle Aufgabe und bemerkte, dass somit die Verantwortung eindeutig geklärt sei. Der Kulturverantwortliche entgegnete nur, er werde seinen Laptop zur Verfügung stellen, damit während der Wanderfahrt jeder Teilnehmer seine Gedanken zeitnah formulieren könne, und er werde eine Einleitung schreiben. Der Vorschlag, Tagesberichte und Bilder über DFÜ direkt ins Internet zu stellen, wurde hingegen von der Fahrtenleitung abgelehnt.

Weiterhin fragte der Wanderruderwart, welche Boote mitgenommen werden sollten. Es stellte sich heraus, dass zwei der drei Boote noch Schäden hätten. Ralf meinte nur, dass die Wanderfahrt lange genug angemeldet sei und er erwarte, dass die Boote bis zum Aufladen gerichtet seien oder Alternativboote zur Verfügung ständen.

Nächste Hiobsbotschaft war das Nichtbestehen der TÜV-Prüfung vom Bootshänger - auch hier sind noch einige Reparaturen umzusetzen.

Im Verlauf des Abends wurden noch Pannen von früheren Wanderfahrten zum Besten gegeben allen voran die gestohlenen Boote und Skulls auf der Odertour 2000. Hier versuchte Hobe Schröder die sichergestellten Skulls durch das frisch gestrichene Treppenhaus des polnischen Polizeireviers ohne Beschädigung zu tragen, ob mit oder ohne Rucksack konnte nach 6 Jahren nicht mehr geklärt werden. Mit dem Eindruck eines erfolgreichen Krisenmanagements und der Vorfreude auf die Wanderfahrt endete diese Vorbereitungsrunde.

Freitag, 08. September 2006, Aufladen

Pünktlich zum Aufladen, das akademische Viertel ist schon mit eingerechnet, waren 3 Herren von 15 anwesend; auf halber 6 immerhin 2/3. Erstaunlicherweise auch wegen der guten Vorarbeit vom Mittwoch dauerte das Laden bis kurz nach sieben. Nach einigen seichten Worten durch die Fahrtenleitung war Abfahrt um 19.10 Uhr. Über Mobile wurde Peter Rotter zum Treffpunkt P&M Karlsbad bestellt mit der Auflage, ein Vesper für Wolfram zu besorgen. Von Clermont Ferrand führen mindestens zwei Wege zum Ziel! Überraschenderweise ist einer davon wesentlich schneller. Die Madame vom Navi kannte die Autobahn noch nicht und ist auch leider nicht lernfähig.


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Samstag, 09. September 2006, Start in Beaulieu sur Dordogne

Getreu nach dem Motto " in Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod" war es bei den Naturwehren extrem wichtig, sich für eine Seite " Backbord oder Steuerbord " im richtigen Arm zu entscheiden. Gerade auf den ersten 20 km setzten die Boote immer wieder mit dem Kiel auf das Flussbett auf. Landschaftlich ist der Oberlauf der Dordogne sehr schön - auf der einen Seite hohe Felswände aus porösem Tuffstein mit Höhlen und Grotten und auf der anderen Seite ein Blick in das schmale Tal. Neben Wein, Obst und Gemüse werden im Perigord hauptsächlich Walnüsse angebaut. Diese Walnussplantagen sind wesentlich interessanter als die Espen am Po. Das Wasser ist sehr sauber, so dass man bis 1 Meter auf den Grund sehen kann. Die Wasserqualität wird auch durch die Fauna belegt: so wurden in um das Gewässer Eisvögel und Wasserschlangen gesichtet.

   

Sonntag, 10. September 2006

7.45 Uhr wie immer traditionelles Frühstück. Nachdem alle routiniert zugelangt haben war einem Ablegen um 10 Uhr keine Grenzen gesetzt. Die Fahrt führte uns direkt unter zahlreiche überhängende Felswände. Viele erinnerten sich an den Donaudurchbruch in vergrößerter Ausgabe. Zwischendurch gab es einige Kaskaden im Fluss für die Ruderer zu überwinden. Dies geschah ohne Probleme. In Souillac wartete der Landdienst und lud zur Mittagspause. Ab 14 Uhr folgte eine Tour von 19 km bis zum Tagesziel.

   

Wir fuhren in die alte Stadt Sarlat. Enge Gassen mit vielen Lokalen boten sich. Um die Kultur zum Höhepunkt zu treiben bestellte Fred für alle ein großes Leffebier ! ein Genuss für alle.

   

Thema des Abends war das Bild und die Berichterstattung über das Sommerfest und die Barkenfahrt. Nach einer sehr konstruktiven Kritik von Fritz Baier über das Bild mit HR Strehler und C. Luptowitsch hat er es kategorisch abgelehnt, für den Montag einige Worte zu schreiben. Kritisieren ist schon immer einfacher gewesen, als aktiv zu erstellen!

Montag, 11. September 2006, Endpunkt unserer Fahrt auf der Dordogne in Limeuil

Der erste kapitale Bootsschaden am Schwaben entstand durch den einzigen spitzen Stein in dem Wasserschwall an einem Naturwehr. Mit der Handpumpe haben abwechselnd der Schlag- und Steuermann das eindringende Wasser zurück in den Fluss befördert auf den letzten 5 km bis zum Zielort Limeuil am Zufluss der Vezere in die Dordogne. Die beiden Brücken stehen lotgerecht an den beiden Enden auf der Halbinsel zwischen den beiden Flüssen aufeinander. Das Reparaturteam aus Festo-Ingenieuren machte sich an die Arbeit, schnitzte eine Verstärkung, um die Bootswand unter der Spannte nach außen zu drücken, und verklebte die Reste des Klebebandes auf der Außenhaut.

   

Um die vier übrigen Baguette aufzubrauchen, gab es statt des geplanten Goulasches Goulaschsuppe mit Salat und Brot. Darauf meinte Wolfram nur, er möge nicht nur Brot essen, sondern am nächsten Abend etwas Vernünftiges mit Reis, Nudeln Kartoffeln oder Knödeln (aus dem restlichen Weißbrot) kochen. Anscheinend mag keiner Knödel, denn seither blieb nie wieder Brot übrig. Wolfram aber übernahm trotzdem ab sofort die Verantwortung für die Küche und das war auch gut so!

 

Dienstag, 12. September 2006, Transfer zum Lot

Das große Umsetzen von der Dordogne zum Lot dauerte bis in den Nachmittag. In Cadouin wurde Station bei dem dortigen Zisterzienserkloster Abtei Cadouin gemacht, ein von der Unesco geschütztes Weltkulturerbe. Leider war dienstags die ehemalige Klausur mit dem Kreuzgang geschlossen.

  

Um den Schwaben II provisorisch zu richten, sollte in Cahors Universalklebeband gekauft werden. Die Einfahrt zum Baumarkt entpuppte sich hingegen als ein McDrive, so dass der bereits eingefahrene Bootshänger die Zufahrt blockierte und gegen den Hang zurückgesetzt werden musste. Nach der obligatorischen Mittagspause des Baumarktes und dem einen oder anderen Bier war auch das Klebeband gekauft. 31 Kilometer flussaufwärts in St. Cirq Lapopie sollte eingesetzt werden. Eine geeignete Stelle wurde mit beiden Fahrzeugen und Hängern ca. 1,5 h gesucht. Um in dem kleinen Bergort wenden zu können, wurden am öffentlichen Busparkplatz 2 € entrichtet. Zumindest gab es dafür von der Klippe einen sagenhaften Ausblick auf das Lottal und das etwas tiefer gelegene St. Cirq Lapopie. Letztendlich wurde die ausgeschilderte Kanueinsatzstelle als gut befunden, die Boote aufgeriggert, ein Vesper im Stehen abgehalten und geschwind im benachbarten Campingplatz die Zelte aufgestellt. Gerudert und geschleust wurde von 16:45 bis 19:30. Die steilen Felswände an den Ufern waren genauso beeindruckend wie der in den Fels hineingefräste Fußweg.

   

Und da war noch der Auftritt in der ersten Schleuse, bei der den dabeistehenden Franzosen durch Anschreien, höhnisches Beifallklatschen, Autofahrergruß etc. eindrucksvoll unser Zusammengehörigkeitsgefühl und unsere Art einer sachlichen Diskussion und Problemlösung gezeigt wurde. Abends wurde diese sachliche Diskussion in der wernerschen Lautstärke fortgesetzt. Das eigentliche Problem, dass sich die Schleusentore im Unterwasser nur öffnen ließen, wenn die Auslassschieber ganz offen waren und damit der Mitnehmer an der Zahnstange eingerastet war, interessierte die Bootsbesatzungen in der Schleuse überhaupt nicht. Vielmehr regte man sich darüber auf, dass ein Einlassschieber im Obertor nicht ganz geschlossen war und Wasser in die Schleuse nachströmte. Da der Durchfluss am Auslass größer war als am Einlass, war es nach den physikalischen Gesetzen nicht der Grund, warum sich das Schleusentor nicht öffnete.

  

Wolfram löste sein Kochangebot vom Vorabend ein und bereitete seine Art Ratatouille (für Ruderer extra mit Fleisch), dazu Reis - heiß, viel und einfach schmackhaft.

Mittwoch, 13. September 2006, vor Cahors bis nach Cahors

Fisch gab es zum Nachtessen. Spitzenmäßig war die ganze Vorbereitung: Zelte aufstellen, spülen, Kartoffeln schälen, Salat richten, kochen und Tafel decken innerhalb von einer Stunde. Cahors selbst ist eine schöne Ortschaft, die eigentlich eine Besichtigung verdient hätte. Der Anblick der Wehranlagen und der befestigten Brücke aus dem frühen Mittelalter vom Wasser war schon Klasse. Nur hielt uns die Schleuserei extrem auf, da die Ostschleuse in Cahors mit Magnetkarte zu bedienen war. Hier mussten wir die Schleuse ins Oberwasser zurück verlassen und einem Fahrgastschiff Vorfahrt gewähren. Das nächste Hausboot hat uns freundlicherweise mitgenommen. Diese ganze Aktion hat eine gute Stunde Zeit in Anspruch genommen.

    

Donnerstag, 14. September 2006, von Douelle !! irgendwo bei Fumel

Genauso wie man den Endort falsch interpretieren kann, wurde auch jede andere Äußerung auf die Goldwaage gelegt. Einige Beispiele: Albrecht, mach das Dingen richtig hoch / jetzt das Dingen vorne raus und dann hinten rein / Halt die Gosch (zur eisernen Lady des Navis).

Erstaunlich wie immer ist, dass es bei Regen sich keiner freiwillig zum Landdienst melden will !! rudern im Regen ist auch eine kulturelle Veranstaltung. Die Regenkleidung der Ruderer wurde von zwei jungen Hausbootfahrerinnen intensiv begutachtet: wenige fuhren mit blankem Oberkörper, einige trugen Regenklamotten und der Rest irgendetwas zwischen diesen Extremen. Nebenbei war bei Luzech das Ende des ersten schiffbaren Teils des Lots erreicht, so dass wieder Umsetzen angesagt war.

  

6 Kilometer vor der Schleuse in Villeneuve sur Lot wurde wieder eingesetzt. Dank des Einsatzes und der Französischkenntnisse von Ralf Stürner wurden wir nach einer Stunde Verhandlung mit dem Schleusenwärter, seinem Vorgesetzen und der Wasserschutzpolizei geschleust nach Anlegen der Schwimmwesten. Eine Sportbootschleuse mit 13 Meter Hub hat schon etwas. Abends gab es auf dem Campingplatz von Villeneuve sur Lot Chili con Carne, dass am nächsten Tag noch nachwirkte.

Freitag, 15. September 2006, 17 km ab Villeneuve sur Lot und vorzeitige Rückkehr

Morgens wurden die nassen Zelte stehen gelassen und die letzten Kilometer der diesjährigen Wanderfahrt angegangen.

Aufgrund der langen Entfernung nach Esslingen mit 1200 km wurden die Zelte in Villeneuve sur Lot abgebrochen und vor der Abfahrt gegen 16 Uhr gevespert. Madame "die Stimme des Navis" wies uns den Weg heim mit einigen Irr- und Umwegen, bis man auf die gute alte Straßenkarte umstieg. Im Laufe des Abends regnete es beständig weiter, so dass ein Nachtessen ohne Übernachtung geplant wurde, nur es war das angefahrene Lokal um 22.30 kurz vor der Schließung. Das Nachtessen wurde auf ein Frühstück gegen 4.45 in der Raststätte Breisgau verschoben. An Vesper war nicht zu denken, da es seit der Ankündigung von Wolfram Knödel zu machen, nie wieder Brotreste gab.

Die Wanderfahrt endete nach der Reinigungsaktion und dem Aufräumen. Auf der Terrasse des Argo wurde ein mögliches Ziel für 2007 mit der Teiss ausgemacht, nicht ohne auf eine wirklich schöne Rudertour in einer beeindruckenden Landschaft zurückzublicken.

Mathias Kötter

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