auf Elbe, Elbe-Lübeck-Kanal, Trave, Wakenitz, Ratzeburger See, Domsee, Küchensee, Salemer See, Pipersee, Phuhlsee und Schaalsee
Kaum gefrühstückt ab nach Güster um die verbliebenen 38 km auf dem Elbe-Lübeck-Kanal in Angriff zu nehmen. In flotter Fahrt donnerten wir auf die Donnerschleuse zu um nach einer weiteren ein opulentes Vesper einzunehmen. Die nachmittägliche Fahrt führte uns über 3 weitere Schleusen und ein Open-Air-Rockkonzert zum Lübecker Ruder Club. Dazu bewältigten wir noch 3 KM auf dem Trave-Kanal.
Es folgte ein Transfer nach Travemünde. Zur Überraschung der Truppe entpuppte sich die Jugendherberge als etwas Besonderes. Auf dem Segelschiff "Passat" - Baujahr 1911 - bezogen die Herren nicht die Kapitänskajüte, sondern solche für die Mannschaftsränge. Auf engstem Raum mit Betten von 1,9 Metern Länge und 70 cm Breite teilten sich je 3 Mann mit Einbauschränken, festgeschraubtem Tisch und fester Sitzbank an der Wand ca. 4-5 qm - ein Erlebnis! Während dem Abendessen hatten wir unsere Passat im Blick und sahen bei aufkommender Dunkelheit die ersten 2 "riesigen" Skandinavienfähren voll illuminiert majestätisch vorübergleiten.
Das Essen war sehr gelungen und reichlich. Nur in einer einsamen Eiskugel in roter Grütze mit Sahne war ein Hohlraum versteckt, den ein älterer Herr mit viel Wanderrudererfahrung zielsicher entdeckte. Zur Belohnung gab es dafür eine Extrakugel, denn die Bedienung hatte früher bereits ein Paar Jahre Service in Baden-Württemberg "gelernt" und uns sogleich als Landeskinder enttarnt. Auf dem Heimweg gab ein Kamerad seiner Freude noch mit dem Lied "Ja, ja der Chiantiwein .... " kräftigen Ausdruck.
Die Nacht wurde von allen eindrücklich erlebt. Sie wird nachhaltig in Erinnerung bleiben, obwohl uns die Fahrtenleitung folgendes aus der Ordnung der Passat nicht kundtat: "Die Gruppenleiter bringen ihren Gruppen am Tage der Ankunft die Anordnung "Verhalten bei Feuergefahr auf der Passat" zur Kenntnis, indem sie sie zum Gegenstand einer eingehenden Belehrung machen und dabei ihren Gruppenangehörigen den Sitz der Schalter für die Beleuchtung der Fluchtwege, der Alarmgeber und der Alarmglocken zeigen."
Trotzdem - es wurde wieder Tag und wir waren vor 8 Uhr von Bord, hatten unser Hab und Gut verstaut, frühstückten ausgiebig, ließen die Boote zu Wasser und bewegten uns fortan den ganzen Tag flussaufwärts - aber natürlich erst nachdem wir dem Landdienst noch einen Autoschlüssel vom Boot aus zugeworfen hatten. Sogleich begegneten wir beeindruckend großen Schiffen, genossen die mondäne Uferpromenade von Travemünde und rackerten bis zur Mittagsrast bei der Lübecker Rudergesellschaft. Zwischendurch gab es Natur pur (z. B. 398 Schwäne), ausgedehnte Hafenanlagen, historische Holzschiffe und hübsche Ansichten auf die Stadt - wir ruderten direkt am Holstentor vorbei.
Nachdem alle gesättigt waren, setzten wir in die Wakenitz über. Die Fahrt ging vorbei an interessant anzuschauenden Häusern und unter niedrigen Brücken bis wir nach 2 Kilometern außerorts in der freien Natur ankamen. Im "Amazonas des Nordens" reichte der Dschungel insbesondere auf der Ostseite intensiv bis ins Wasser - diese bildete bis 1989 die innerdeutsche Grenze. Mit Ausnahme von 2 Biergärten konnten 8 Kilometer in dieser Art in allerhöchster Ruhe genossen werden. In Rothenhusen, am Eingang zum Ratzeburger See war dann für diesen Tag Schluss - Tagesleistung 39 Kilometer gegen die "Strömung".
Nachdem sich die Truppe in der bereits bestens bekannten Jugendherberge stadtfein aufgehübscht hatte, lotsten uns Ortskundige aufs flache Land nach Groß-Zecher ins randvolle Lokal "Zur Maräne". Dort gab es eine Bildungseinheit. Die Maräne, das unbekannte Wesen! Ein Fisch, den es als Edelmaräne nur im Schaalsee gibt, wurde uns eindringlich zur Horizonterweiterung zur Verköstigung empfohlen. Nach hitziger Debatte über die Frage, ob wir pro Person die üblichen 400 Gramm Fisch benötigen, einigten wir uns auf den Seniorenteller mit 350 Gramm - damit für den Nachtisch Platz bleibt. So wurden für uns 14 Besteller 4 ganze Edelmaränen mit zusammen 5000 Gramm noch fast lebend präsentiert, in Butter gebacken und mit reichlich Kartoffeln zügig von 2 Damen serviert - köstlich!
Die Jungen Herren - stadtfein und aufgehübscht.