Donnerstag, 11.09.08: Roztoky - Melnik = 38,0 km
Wache bestens gelaunt auf! Wieso bin ich ausgerechnet heute so gut drauf, wo doch die Ruderstrecke total langweilig wird. (Ich sag's ja bloß mal im Voraus). Fahren nach Abbruch der Zelte wieder zurück nach Dolany. Die Boote liegen alle noch da. Es geht los und das - wie bisher fast immer - bei wunderschönem Wetter. Schon wieder sitzt Wolfram vor mir und kein Anzeichen von Schweiß! Wie macht der das? Hinter mir sitzt mal wieder der Ehrenvorsitzende; nie gedacht, dass ein Vorsitzender so oft hinter mir sitzen möchte. Die spinnen die Ruderer! -
Gegen Mittag erreichen wir die Schleuse "Veltrusy". Es läuft recht glatt ab - der Schleusenwärter hat ein 3-faches Hipphipphurra verdient. Kurz danach Anlanden auf rechter Seite bei einem Campingplatz. Der Landdienst hat die Sache im Griff: Es gibt alles was das Ruderherz und insbesondere der Rudermagen begehrt.
Jetzt wird's mal so richtig ernst: Ich darf mit den Senioren im Schwaben fahren! Manfred sitzt auf Schlag und macht das hervorragend. Johannes, Albrecht (Abi) und Hanse küren den Rest der Mannschaft. Trotzdem: Dieser blöde, endlos lang scheinende Moldaukanal nervt. Laut Karte hört der nämlich gar nicht mehr auf bis Melnik. Bin nur froh, dass die gereiften Herren so unermüdlich durchziehen. Obwohl wir nicht die Allerschnellsten sind, macht es richtig Spaß! (Müsste vielleicht doch mal bei den HASEN mittrainieren, wenn sie mich lassen).
In Melnik mündet die Moldau in die Elbe (Labe). Kurz vorher jedoch die große Hürde: die Schleuse Melnik. Schleusen auf der Moldau sind mittlerweile wie ein rotes Tuch für mich. Es ist schätzungsweise 17 Uhr; von einem Schleusenwärter keine Spur! Sitzt wahrscheinlich schon in der Dorfkneipe. Die Schleuse von Melnik - tippe auf Wilhelminischer Stil - stammt bestimmt aus dem 19. Jht. Nach langer Diskussion, wie weiter verfahren werden soll, kommt der Entscheid der Fahrtenleitung, die Boote umzutragen. Ca. 300 m Wegstrecke, das geht bei 3 schweren Booten ganz schön in die Knochen, kann ich nur sagen. War trotz allem die richtige Entscheidung! Nach Einsetzen der Boote im Unterwasser mit allem "Pipapo" sind wir binnen weniger Meter auf der Elbe und in Sichtweite vom Melniker Ruderverein.
Wir richten uns ein im Bootshaus des Melniker RV. Stadtbesichtigung ist heute nicht; es ist zu spät (19 Uhr) und richtig Bock hat auch keiner mehr drauf.
Und wieder gibt's was super Leckeres meine lieben Jungs! Die Schweinehälse brutzeln bereits in der Pfanne. Die Knödel und der "knoblauchstrotzende Salat" (siehe Bericht M. Strutz) schreien bereits: "Hallo, bitte verschlinge uns!". Es wird ein romantischer Abend direkt "an der Elbe hellem Strande". Einige Gläschen Wein tun ein Übriges, um die nötige Bettschwere zu bekommen.
Freitag, 12.09.08: Melnik - Litomerice ( Leitmeritz) = 44,5 km
Bin die letzten Tage wie ein Wahnsinniger gerudert. Beanspruche daher heute mal den Steuerplatz, zumindest für die ersten paar Kilometer bis zu nächsten Schleuse. Die kommt nach 7 km. Ausnahmsweise ist an dieser Schleuse mal keine Reparatur fällig; es geht glatt durch. Sitze dann im Faifegrädler auf der 3, scheint ein gewöhnungsbedürftiger Platz zu sein. Die Skulls flutschen nur so über's Wasser hinweg; denke, ich kann überhaupt nicht rudern. - Die "Helene" ist neben uns. Es wird immer enger. Die beiden Steuerleute überbieten sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen aufgrund der zahlreichen Beinahe-Crashs. Das geht so mindestens eine halbe Stunde lang weiter. Auch im eigenen Boot liegen mittlerweile die Nerven blank, da es vor lauter Geschrei nicht so läuft, wie es sein könnte. Ein Glück, dass der Faifegrädler über keine Bordkanone verfügt, der "Helene" würde sonst der Garaus gemacht! Lerne unseren Schlagmann H.-Jürgen mal von einer ganz anderen Seite kennen; der lässt nämlich, als es ihm zu blöd wird, einen Schrei los, dass endlich Ruhe einzukehren hat, falls nicht, springt er jetzt raus. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, so einen Ausbruch.
Kommen gegen 13 Uhr in Raudnitz an. Mittagsrast. Ich schlage rein wie noch nie auf dieser Wanderfahrt. Hat auch seinen Grund: Für mich ist das Rudern jetzt vorbei; brauche also keine Angst mehr zu haben, dass mir mein Bauch mir im Wege sein könnte. Apropos Bauch: Ich darf mit Hanse nach Leitmeritz fahren und für's Abendessen einkaufen.Vorher beginnen wir aber zusammen mit Manfred und Johannes noch, die Zelte auf dem schönen grünen Rasen des dortigen Rudervereins aufzubauen. Die "Chefin" ist einigermaßen erschrocken als wir fertig sind. Dachte wohl, wir würden in "Dackelgaragen"übernachten. Schreit irgendwas aus dem Fester raus, das sich so anhört wie: "Ja seid Ihr denn total verrückt, das sind ja die reinsten Zirkuszelte!" Uns doch egal, die Zelte stehen und damit basta!
Einkaufen in Leitmeritz. Von meinem roten RVE-T-Shirt bröckelt im Supermarkt bereits das getrocknete Salz auf den Boden. Komme mir vor wie ein Assi. Auch die im übervollen Einkaufswagen zusammengetragenen Dinge erwecken einiges an Aufmerksamkeit und Kopfschütteln, sowohl an der Kasse, als auch bei jenen, die hinter uns anstehen und warten müssen, bis Hanse endlich unser ganzes, in einer Woche "zusammengespartes" Kleingeld auf dem Warenband abgezählt hat. Uns jedoch scheißegal; wir haben alles beieinander, was zu einem schönen Abschlussabend einer Trimmfahrt notwendig ist.
Habe mir für heute Abend vorgenommen, die Gaumen meiner Ruderkameraden auf's Schärfste zu beanspruchen. In die Hackfleischsauce kommt alles rein, was die Küche noch hergibt; auch ca. 20 Chilischoten! Sollen sie mich doch dafür kreuzigen - ich leg's wirklich mal drauf an, was passiert. Den meisten scheint es aber wirklich zu schmecken. Es wird zumindest nicht behauptet, dass das Essen fade ist -brennt bestimmt 2 mal.
Eine Trimmfahrt klingt aus, Witze werden erzählt, Anekdoten von früher zum Besten gegeben, Flatulenzen ohne Scheu ausgetrieben. Die Streitereien vom Vormittag sind absolut vergessen; so ist das eben nun mal unter "richtigen" Männern (Daher dürfen Frauen auch weiterhin nicht mit! - Außerdem sparen die sowieso mit Knoblauch und Pfeffer).
Samstag, 13.09.08: Heimfahrt Leitmeritz - Esslingen.
Die Deadline zur Abgabe des Berichts rückt erschreckend nahe. Noch 2 oder maximal 3 Stunden Zeit, um die letzten Eindrücke des letzten Tages zu schildern. Daher nur ganz kurz: Wir fahren von Leitmeritz über Prag Richtung Grenze. Mittagsrast in einem beschaulichen böhmischen Dorf mit Namen Bor. Hier findet gerade ein Dorffest statt. Beim Mittagessen werden verlorene Kalorien in Form von Schweinebraten und Knödeln getankt. Weiterfahrt und Ankunft in Esslingen ca. 19 Uhr. Abladen, Gerät putzen, kleines Abschiedsbierchen und dann schnell heim, um endlich mal wieder richtig auszuschlafen!
Hier die Übersicht in Zahlen (mit Dank an Heinz Kleemann, der diese Daten zusammengestellt hat):
Gesamt-km: 285,1 km - davon: auf dem Lipno-Stausee = 35,5 km, auf der Moldau = 205,1 km, auf der Elbe = 44,5 km
Schleusen u. Staumauern
waren auf der Moldau:
km 200,2 Schleuse Orlik
km 144,6 Staumauer Orlik (Bootsschrägaufzug)
km 134,7 Schleuse Slapy
km 91,7 Staumauer Slapy (Boote verladen/umtragen)
km 84,4 Schleuse Stechovice
km 71,4 Schleuse Vrane
km 62,2 Schleuse Modrany
km 54,2 Schleuse Prag
km 53,1 Schleuse Prag-Kleinseite
km 51.1 Schleuse Helmovsky
km 45,6 Schleuse Trojsky
km 36,8 Schleuse Klecany
km 27,2 Schleuse Libcice
km 18,0 Schleuse Mirojovice
km 11,4 Schleuse Vranany
km 0,2 Schleuse Melnik
auf der Elbe:
km 6,7 Schleuse Unter-Berkowitz
km 18,4 Schleuse Wegstädtl
km 28,1 Schleuse Raudnitz
km 41,5 Schleuse Böhmisch Kopist
P.S.: Gehe angesichts meiner zweifelhaften Tagebuchnotizen natürlich davon aus, dass ich niemals mehr einen Bericht über eine Trimmfahrt schreiben muss. 2 Tage und 4 komplette Nächte um die Ohren geschlagen. Nächstes Mal übernehme ich die Reiseapotheke. Schließlich bin ich Doktor!
Teilnehmer: | |||
Heinz Kleemann | Etappenplanung, Organisation | ||
Ralf Stybalkowski | Fahrtenleiter, Etappenplanung | ||
Fritz Baier | Vize-Fahrtenleiter, Etappenplanung | ||
Hans-Jürgen Eberhardt | Küchenanhänger, Proviant | ||
Bernhard Freisler | Apotheke, Kultur |
![]() Bericht von Frank Gähr |
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Albrecht Füssenhäuser | Ruhepol | ||
Frank Gähr | Bericht für Kanalspritzer und Homepage | ||
Albrecht Hannig | Miettransporter, Koch, Küche | ||
Matthias Kötter | Kultur, Getränke | ||
Heinz Luptowitsch | Zelte | ||
Frank Maschkiwitz | Boote, Umsetzwagen | ||
Peter Rotter | Kasse Unterstützung, Film | ||
Fritz Schiller | Werkzeug, Bootsersatzteile | ||
Günter Schroth | Garnituren | ||
Hans-Reinhart Strehler | Zelte mit(!) Beleuchtung | ||
Wolfram Strehler | Lademeister für Bootsanhänger, Koch, Film, Homepage | ||
Manfred Strutz | Bericht für Esslinger Zeitung | ||
Ralf Stürner | Finanzen | ||
Johannes Trelenberg | Leinen, Flaggen | ||
Boote: | Helene, Schwaben II, Faifegrädler |
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